Irrblöcke ein anderes Wort für Findlinge sind bekanntlich Gesteinsbrocken die Gletscher
während der Eiszeit südwärts getragen haben wo sie Teil einer anderen Landschaft wurden und
dennoch Fremdkörper bleiben. Sie sind von verschiedenen - realen und imaginären - Räumen und
Zeiten geprägt die sich auf ihnen überlagern und ablesen lassen was der Roman zum
Gestaltungsprinzip erhebt. Auf dem Gelände eines auf Kopfkulte spezialisierten Museums das im
ehemaligen Gebäude des Ostberliner Frauengefängnisses untergebracht ist liegt von einem
Hilfsgärtner bearbeitet der titelgebende kopfähnliche von Flechten überwachsene Findling. An
ihm werden historische politische (deutsche Kolonialgeschichte Auswirkungen des Dritten
Reiches) und fiktive (Kafkas Jäger Gracchus) Schichten überblendet die durch die biographisch
und topographisch verbundenen Protagonisten in Bewegung gesetzt werden sodass befremdliches
Vergangenes Untotes - verwandelt - wiederkehrt. Im Zentrum steht eine Gedenkbüste Rosa
Luxemburgs die bis heute als verschwunden galt. IRRBLOCK ist ein in vielerlei Hinsicht
beeindruckendes Buch: Axel Ruoff hat einen Roman geschrieben der in einer elementaren Sprache
ein literarisches Zeugnis ablegt davon wie sich Eigensinn und Befreiungswille gegen die
Widrigkeiten der Historie zu behaupten versuchen.« (Alexander Kluge) »Verbunden mit dem
rätselhaften ontologischen Status des Irrblocks ist der Umstand dass dieser beständig seine
Form verändert und mal für ein blutiges Götzenbild dann für ein Revolutionsdenkmal gehalten
wird. [...] Indem Ruoff in seinem neuen Roman die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts mit der
eigenen Realität der Literatur verschränkt gelingt es ihm einen originellen Prosatext zu
liefern wie man ihn in einer solchen Vielschichtigkeit nur selten noch zu lesen bekommt.« (Uwe
Schütte)