Kritzeleien von Bedeutung Du schließt die Augen um in einen tiefen Schlaf zu sinken der dich
in seine Irrgärten entführt überlässt aber gleichzeitig den Augen deines Herzens die freie
Wahl ob sie in deine Vergangenheit blicken oder sich mit dir verlieren und dich in den Garten
deines Unbewussten führen wo sie dir Botschaften offenbaren die du im Wachsein nicht
wahrnimmst. Denn im Wachsein bist du in höchstem Maße aufmerksam und mit Farben Geräuschen und
allen anderen Erscheinungsformen beschäftigt die deinen Tag erfüllen. Du wunderst dich über
einen Traum von dem du nicht weißt wie du hineingeraten bist oder wie du ihn wieder verlassen
sollst. Aber du weißt dass es dein Traum ist und versuchst die Schlüssel des Verständnisses
mit großer Umsicht zu umfassen als würdest du dich auf eine Szene nach der anderen einlassen
um die rätselhaften Gesichter zu erkennen und zu erfahren warum sie hier sind oder warum die
Raubtiere dich nicht verschlingen wenngleich sie neben dir liegen. Wie ein erfahrener
Regisseur versuchst du jede Szene die du siehst eingehend zu betrachten. Mit den Daumen und
Zeigefingern deiner beiden Hände bildest du einen Kreis um Details voneinander zu isolieren
und Antworten zu finden die im Hintergrund der handelnden Personen verborgen sind. Die
befinden sich am Rand der Szene oder gruppieren sich um ein Schachbrett unbekümmert darüber
wer gewinnen oder verlieren wird. Vielleicht sind es auch bloß Puppen die jemand mit kaum
sichtbaren Fäden bewegt. Für gewöhnlich eilen Kinder zu den Eltern um von ihren Träumen zu
erzählen. Die mögen eine Erklärung für die seltsamen Welten bereithaben in die sie
eingedrungen sind so die Hoffnung. Doch keine Regel ohne Ausnahme: wenn etwa ein Maler einen
bunten Traum auf der Leinwand festhält und bei seinen Kindern nach einer Erklärung dafür sucht.
Vielleicht sagen sie ihm »Morgen ist heute« sodass die Verunsicherung des einzigen Pferdes zu
einer Rechtfertigung wird. Oder sie lachen über die dort liegenden Tiger ohne zu wissen ob
die miteinander kämpfen oder spielen und raten dem Vater zu springen. Wir werden älter und
unsere Stimmen tiefer doch unsere Träume bleiben so bizarr wie die des Kindes das durch die
Irrgärten seines Unbewussten läuft. Wir brauchen eine weiße unbeschriebene Fläche um darüber
nachzudenken wie wir die Welt sehen und wie die Kinder sie sehen. Kinder geben der Welt mit
ihrer Spontaneität eine neue Bedeutung und fügen ihr auf der Leinwand unserer Gedanken eine
neue Dimension hinzu. Sie eröffnen uns eine neue Perspektive die die Augen unserer Herzen
leuchten und lächeln lässt und sei es nur durch bunte Kritzeleien an den Rändern eines Bildes
oder an der Wand an der das Bild verbleibt gespannt und in geduldiger Erwartung bis wir
daran vorbeigehen. (Hamed Abboud Autor. Aus dem Arabischen von Larissa Bender)