Die Anwendung therapeutischer Methoden die den Organismus darin unterstützen überschüssige
bzw. schädliche Stoffwechsel-Endprodukte (Metaboliten) auszuscheiden ist seit Jahrhunderten
gängige Praxis in allen traditionellen Medizinsystemen der Erde. Dieses Buch beschreibt die
grundsätzliche und spezifische Wirkungsweise die gezielten Anwendungskriterien sowie die
praktische Durchführung der Ab- und Ausleitungsverfahren nach den Kriterien der Traditionellen
Europäischen Naturheilkunde TEN deren übergeordnetes (und definierendes) Denk- und
Arbeitsmodell die Humoralmedizin ist. Damit ist es als modulare Erweiterung des Buches
"Grundlagen der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde TEN" (Kapitel 8.3)1 ein weiter
Mosaikstein der zeitgenössischen TEN-Literatur sowohl für die Aus- und Weiterbildung als auch
als Handbuch für die Arbeit in der täglichen Praxis. Fachlich baut dieses Buch auch auf den
Inhalten des Buches "Humoralmedizinische Praxis" auf. Um den Umfang des vorliegenden Buches
überschaubar zu halten und unnötige Wiederholungen zu vermeiden muss die in den genannten
Büchern bearbeitete humoralmedizinische Physiologie und Pathophysiologie für die Arbeit mit den
Ab- und Ausleitungsverfahren vorausgesetzt werden. Entsprechende konkrete Querverweise sind im
Text angegeben. Besonderen Stellenwert hat in diesem Zusammenhang die Schärfenlehre und die
humoralen Hintergründe die einerseits für einen gesteigerten Anfall der Schärfen und
andererseits für deren eingeschränkten Abtransport aus den Geweben sowie die inadäquate
Elimination über die physiologischen Ausscheidungsorgane verantwortlich sind. Im Interesse
einer effizienten und v.a. nachhaltigen TEN-Therapie kann es nämlich nicht sinnvoll sein
mittels Ab- und Ausleitungsverfahren lediglich die Elimination von Schärfen und
Überschusssäften zu fördern ohne gleichzeitig die entsprechenden therapeutischen Impulse dafür
zu setzen deren übersteigerte Produktion zu drosseln. In diesen Gedanken wird deutlich dass
die Anwendung der hier beschriebenen Methoden niemals schematisch und isoliert nach klinischen
Kriterien erfolgen sollte sondern stets als methodisches Element eines synergistischen
Therapiekonzeptes das sowohl eine symptomorientierte als auch konstitutionelle Säule
beinhaltet. Optimale therapeutische Ergebnisse sind auch bei der Arbeit mit Ab- und
Ausleitungsverfahren nur möglich wenn sich der Behandler im gesamten Arbeitsprozess mit dem
Patienten im gleichen Denk- und Arbeitsmodell bewegt. Von der Wahrnehmung der
temperamentsmäßigen Wesenszüge über die Diagnostik und die Interpretation der diagnostischen
Ergebnisse bis hin zur qualitativen Auswahl der therapeutischen Maßnahmen denkt der
TEN-Therapeut konsequent humoralmedizinisch. Sprünge zwischen dem humoralen Denkmodell und dem
der konventionellen Medizin sind aufgrund deren omnipräsenter Dominanz zwar unvermeidbar der
Therapeut sollte sich aber über solche Systemwechsel bewusst sein. Für eine optimale
therapeutische Arbeit in der TEN müssen sämtliche medizinischen Aspekte humoral übersetzt
werden2. Aus diesem Grund werden in diesem Buch für die Ab- und Ausleitungsverfahren bewusst
nur wenige Indikationen entsprechend der Terminologie der konventionellen Krankheitslehre
aufgeführt. Sowohl die Terminologie der Pathophysiologie als auch die für die Wahl der
individuell notwendigen Therapiereize notwendige Diagnostik folgt konsequent humoral
medizinischen Kriterien. Es war der Arzt Bernhard Aschner der mit seinen Büchern
Standardliteratur für die Anwendung der ab- und ausleitenden Verfahren geschaffen hat. Daher
werden diese Behandlungsformen auch häufig als Aschnermethoden bezeichnet. Allerdings können
die Angaben Aschners aus verschiedenen Gründen (die an entsprechender Stelle thematisiert
werden) in der heutigen Praxis nicht mehr 1:1 umgesetzt werden. Dies gilt v.a. für die
Verfahren bei denen über die physiologischen Ausscheidungsorgane ausgeleitet wird (Kap. 8).
Etliche von Aschner genannte Arzneien sind heute entweder nicht mehr zu bekommen oder sie haben
so hohes toxisches Potenzial dass ihre Anwendung nicht zu verantworten wäre. Im gesamten Buch
wurden daher praktisch bewährte Modifikationen eingearbeitet mit denen die Anwendung der Ab-
und Ausleitungsverfahren quasi risikofrei möglich ist fachgerechte Durchführung und Beachtung
der Kontraindikationen natürlich vorausgesetzt.