90 lebendige und humorvolle Geschichten laden ein den Alltag im Waldviertler Dorf Edelbach und
seiner Umgebung in den späten 1930er Jahren nachzuvollziehen. Die letzten 4 Erzählungen lassen
das große Unrecht der Zwangsaussiedlung für das Dritte Reich unmittelbar miterleben. Wolfgang
Haydn verfasste für seine Mutter Maria Haydn 1931 geb. Hofbauer die 1938 als siebenjähriges
Mädchen mit ihrer Familie ihren Waldviertler Heimatort Edelbach aufgrund der Errichtung eines
Truppenübungsplatzes für das Dritte Reich verlassen musste zum 90. Geburtstag 90 Geschichten.
Jede der Geschichten wird aus der Sicht des siebenjährigen Mädchens in Ich-Form erzählt wobei
der Autor mit poetischem Kunstgriff seine Lebenserfahrung und Weltsicht in die spannenden
Geschichten einfließen lässt. Wörtliche Reden mit Dialektausdrücken (Erdapfe Jeschischmaria
Viecha Rotzmensch Motschka) die in einem Glossar am Ende des Buches erklärt werden und
typische Redewendungen (Wird scho! Is des ois? Krump und buglad! Da Stoa wochst! Do host wos
vasamt!) ermöglichen der Leserin dem Leser sich mit Maries Alltagswelt zu identifizieren. Neben
dem Vorwort I mit den wichtigen Stationen im Leben Maria Haydns (Edelbach Aussiedlung nach
Waiden Kilb Seeben in der Gemeinde Hürm) beschreibt der Autor im Vorwort II seine
Erzählmethode und reflektiert im Nachwort über das Unrecht der Zwangsaussiedlung in
nationalsozialistischer Zeit der Untersagung der Landrückgabe mit Wiederansiedlung in der 2.
Republik und über verschiedene Projekte die helfen die Ereignisse vor dem Vergessenwerden zu
bewahren. Alles in allem zusammengefasst ist das Buch im Sinne von Wolfgang Kaysers Einführung
in die Literaturwissenschaft ein sprachliches Kunstwerk. (Dr. Bernhard Gamsjäger)