Geht es nicht [...] in der Kunst stets um Formen des Übergangs - von der Lebensrealität zur
künstlerischen Verklärung bzw. von der Verklärung der Realität zur Erkenntnis durch die Kunst?
Wenn wir die Kunstproduktion von Helmut Swoboda ansehen könnte man auf diesen Gedanken kommen.
Seine meist großformatigen Gemälde sind Zeugnisse dafür. Swoboda: Anfang der 1990er Jahre habe
ich Farbe über ein Bild geleert weggewischt und plötzlich sah ich eine Klamm vor mir. Die
»Stillensteinklamm« 18 km weg von Amstetten. [...] Helmut Swoboda geht [...] durchaus im Sinne
der Tradition mit der Malerei um wenn er zunächst wahllos Farbe und Material auf die
Bildfläche aufbringt. Er schüttet tropft und wirft die Farbe aktionistisch auf den Bildträger
der am Boden liegt und lässt dem Material freien Lauf indem er die Fläche kippt und so die
Fließeigenschaften der Farbe ausnützt. In diesem Stadium ist noch nicht viel erreicht - das
Urmeer scheint noch zu toben. Die weitere Behandlung mitFetzen Stöcken Besen Bürsten und
Pinseln mag zum Erfolg beitragen. Die Spuren der Farbverteilung werden immer weniger vom Maler
abhängig sie scheinen von selbst geworden zu sein. Das Bild bekommt immer stärker den
Charakter des Gewachsenen des evolutionär Entstandenen. Natürlich leitet nicht nur das Erleben
der Stillensteinklamm den Künstler während des Malvorganges. Vielmehr wird er durch die
Veränderungen der Farbformationen während des Malprozesses weitergeleitet. Die gesamte
Malereigeschichte steht ihm dabei zur Verfügung. Er kann auf den Erkenntnissen der Alten
aufbauen. [...] Helmut Swoboda geht in seiner Malerei grundsätzlichen Phänomenen nach die
nicht nur die Malerei betreffen sondern unsere Wahrnehmung entscheidend ansprechen. Wir sind
am Kunstwerk gewissermaßen beteiligt. Neuerungen im Bereich der Malerei tragen nach Umberto Eco
stets das Element der Offenheit an sich. Das Informelle führt demnach die Malerei
konsequenterweise zur höchsten Offenheit denn die Abstraktion bietet dem Betrachter unendlich
viele Interpretationsweisen an. [...] Angesichts der Bilder von Helmut Swoboda stehen wir vor
dieser Offenheit. Sie ist eine die der Maler zuvor schon beim Malprozess für sich strapaziert
hat und sie ist auch beim Betrachten entscheidend. Das Publikum muss seine subjektive
Stillensteinklamm darin finden. [...] (Günther Holler-Schuster)