«Eine politische Partei dient der Erzeugung kollektiver Leidenschaft. Eine politische Partei
ist so organisiert dass sie kollektiven Druck auf das Denken jedes einzelnen Menschen ausübt
der ihr angehört. Erstes und genau genommen einziges Ziel jeder politischen Partei ist ihr
eigenes - unbegrenztes - Wachstum. Wegen dieser drei Charakteristika ist jede Partei im Keim
und ihrem Anspruch nach totalitär. Ist sie es de facto nicht so nur weil für die Konkurrenten
das Gleiche gilt wie für sie.» Simone Weil Intellektuelle mit jüdischen Wurzeln für die die
Trennung von Hand- und Kopfarbeit Mystik und Politik ein Sakrileg genauer ein Unding war
diagnostiziert als Todeskrankheit der Demokratien - von den Diktaturen aller Art zu schweigen -
den Geist der Parteilichkeit. Personalisierung von Sachfragen und Servilität seien die
Hauptcharakteristika dieses zur Gewohnheit gewordenen Unwesens. Entsprechend sorgfältig
vermeidet der Traktat sowohl unsachliches «Ich» wie vereinnahmendes «Wir». Er geht von
Rousseaus Contrat social aus und von der Revolution die sich auf diesen klärenden Traktat
berief: 1789 sei eben nicht das Werk von Parteisoldaten gewesen sondern die Frucht
verantworteter Meinungsäußerung. Wirksam und bleibend an der Französischen Revolution sind für
Simone Weil Geist und Praxis der Cahiers de doléances in denen die Bürger des Landes Gemeinde
um Gemeinde ihre das Gemeinwohl betreffenden Beschwerden und Wünsche festhielten. Geringfügige
Abweichungen vom Weilschen Original wollen das Verständnis außerhalb Frankreichs erleichtern.
Sie werden durch Anmerkungen erläutert. Die Publikation enthält auch den Originaltext - für
Herausgeber und Verlag eine der Selbstverständlichkeiten ohne die ein gemeinsames Europa keine
Zukunft hat.