Gestützt auf politische Stabilität und eine solide Agrarwirtschaft erlebte Zentralasien unter
den samanidischen Statthaltern der Abbasidenkalifen Bagdads im 10. Jahrhundert eine
globalhistorisch bemerkenswerte Handels- Kultur- und Wissenschaftsblüte. Die Konjunktur auf
den Seidenstraßen nach China und den Pelzrouten in den Wolgaraum erlaubte die vielfältige
Förderung von Philosophie Naturwissenschaft Dichtkunst und Architektur. In berühmten
Bibliotheken entstanden die bis heute geschätzten Werke der Universalgelehrten Ibn Sina
(Avicenna) Al-Biruni oder Ibn al-Haytham deren Beitrag zur modernen Wissenskultur kaum
überschätzt werden kann. Nach dem Jahr 1000 setzte sich diese Entwicklung unter den türkischen
Dynastien der Gaznawiden Karachaniden und Seldschuken etwas abgeschwächt fort und kam auch
später in der Ära der Mongolen nicht völlig zum Erliegen. Wären die kulturellen Leistungen in
der Blütezeit Zentralasiens weniger spektakulär ausgefallen und hätten sich die Scholastiker
für die muslimischen Kommentatoren des Aristoteles nicht so stark interessiert - wer weiß ob
es die »wissenschaftliche Revolution« Europas dann überhaupt gegeben hätte.