Aus dem Buch: Auf einer der Bänke der Hohen Promenade in Zürich saßen an einem wunderschönen
Maimorgen zwei junge Mädchen und sahen auf das herrliche Bild das der blaue See mit seinen
lachenden Ufern voll üppig blühender Blumen und Sträucher im strahlenden Morgenlicht bot. Die
kleinere der beiden Damen hätte ein Fremder gewiß in den südlichsten Süden Europas versetzt so
schwarz war ihr krauses Haar so dunkel ihre Gesichtsfarbe. Der noch rötere Mund war wohl etwas
zu groß und zu voll um schön genannt zu werden besonders weil feine Linien um seine Winkel
Unzufriedenheit verrieten wenn er in Ruhe war was freilich selten genug geschah. Auch die
mandelförmigen Augen schwarz wie Schlehdornbeeren waren zu unruhig im Blick immerhin wirkte
dieses Gesichtchen im ganzen schon durch den Reiz der Jugend anziehend. Neben der Gespielin
ihrer Kindertage und späteren Freundin aber rückte Melanie Oster schon ihrer dürftigen
Kleidung wegen doch sehr in den Hintergrund. Die lichte Erscheinung der Freundin schien ein
Typ des hohen Nordens zu sein. Doch brauchen veilchenblaue Augen und wie Platin schimmerndes
Haar nicht unbedingt Attribute des Nordens zu sein. Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem
(1854-1941) war eine deutsche Schriftstellerin. Ihre Liebes- und Kriminal- gelegentlich sogar
ihre humoristischen Romane bezogen dabei ihre Spannung oft aus geschickt eingesetzten
phantastischen Motiven die Beiwerk sein können aber auch handlungsrelevant.