Vom 4. bis 8. April 1899 antwortete Rosa Luxemburg auf Bernsteins neues Buch Die
Voraussetzungen des Sozialismus und die Aufgaben der Sozialdemokratie mit einer zweiten
Artikelserie zum Thema Sozialreform oder Revolution? in der Leipziger Volkszeitung. Darin
bejahte sie den Alltagskampf der SPD um Reformen als notwendiges Mittel zum Zweck der
Abschaffung des ausbeuterischen Lohnsystems. Bernstein habe diesen Zweck aufgegeben und das
Mittel des Klassenkampfs die Reformen zum Selbstzweck gemacht. Damit habe er im Grunde die
Mission der SPD für historisch überholt erklärt. Die SPD gäbe sich selbst auf würde sie dem
folgen. Zu ihren engen Freunden gehörten Clara Zetkin die inner- und außerhalb der SPD für
eine selbstbestimmte internationale Frauenbewegung eintrat und Bruno Schönlank Chefredakteur
der Leipziger Volkszeitung. Dort wies sie mit der Artikelserie Miliz und Militarismus im
Februar 1899 die Thesen von Max Schippel zurück: Dieser wollte das SPD-Ziel einer Volksmiliz
als Alternative zum kaiserlichen Militär aufgeben und sah die vorhandenen stehenden Heere als
unentbehrliche ökonomische Entlastung und Übergang zu einem künftigen Volksheer an. Rosa
Luxemburg (1871-1919) war eine einflussreiche Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung
des Marxismus Antimilitarismus und proletarischen Internationalismus. Sie veröffentlichte eine
eigene Artikelserie gegen Bernsteins Theorie die später in ihr Buch Sozialreform oder
Revolution? einging. Darin vertrat sie eine konsequent klassenkämpferische Haltung: Echte
Sozialreformen müssten das Ziel der sozialen Revolution stets im Auge behalten und ihm dienen.
Sozialismus sei nur durch die Machtübernahme des Proletariats und Umwälzung der
Produktionsverhältnisse zu erreichen.