Ernst Wichert (1831-1902) war ein deutscher Schriftsteller und Jurist. Er hat als Dichter und
Kenner seiner ostpreußisch-litauischen Heimat der Nachwelt sein Bestes gegeben. Gerade in den
Litauischen Geschichten treten die deutschen Züge dieser Heimatkunst am deutlichsten hervor 
als deren gediegenster Vertreter Ernst Wichert nicht nur seinen Zeitgenossen galt  sondern auch
heute noch im Gedächtnis des literarischen Deutschlands fortlebt. Sein Leben und sein Schaffen
wurzeln tief in dem geistigen Boden seiner engeren Heimat Ostpreußen mit ihrem so einfachen 
aber liebreizenden Landschaftsbild  der belebenden Würze seiner tiefen  romantischen Wälder 
mit den klaren Augen seiner idyllischen Seen  mit dem gesunden  kräftigen Hauch der Ostsee und
der an die Riviera erinnernden samländischen Steilküste. Aus dem Buch: Es zeigte sich doch bald
daß Ewe nicht ohne Grund gewarnt hatte. Nachdem einige Monate vergangen waren  wußten die Mägde
kichernd zu erzählen  wie gut der Mikelis gehalten würde. So schlimm die Frau oft gegen sie sei
so höre er doch nie ein böses Wort  könne schalten und walten  wie er wolle. Bei Tisch schiebe
sie ihm die fettesten Bissen zu  und zu Weihnachten habe sie ihm eine noch ganz neue Tuchjacke
und den besten Pelz von ihrem verstorbenen Manne geschenkt. Wenn sie Sonntags zur Fahrt nach
der Kirche so viel Röcke anziehe  daß sie kaum auf dem Schlitten Platz habe  so wisse man wohl
daß sie sich nicht allein für den lieben Gott ausputze. Man hatte ihr auch schon aufgepaßt  wie
sie mit Endrullis in der Klete gewesen war und ihm die Kasten mit Leinenzeug und Betten
aufgeschlossen hatte. Davon sprach nun das ganze Dorf.