Wie Mutter und Tochter leben Bonaria Urrai und die sechsjährige Maria zusammen. Die Bewohner
des sardischen Dorfes sehen den beiden verwundert nach und tuscheln wenn sie die Straße
hinunterlaufen. Dabei ist alles ganz einfach: Die alte Schneiderin hat das Mädchen zu sich
genommen und zieht es groß dafür wird Maria sich später um sie kümmern. Als vierte Tochter
einer bitterarmen Witwe war Maria daran gewöhnt die Letzte und eine zuviel zu sein. Nun hat
sie ein eigenes Zimmer in dem großen reinlichen Haus Bonarias wo alle Türen offen stehen und
sie jeden Raum betreten darf. Doch ein Geheimnis umweht die stets schwarz gekleidete wortkarge
Frau die mitunter nachts wenn Maria schlafen soll Besuch erhält und dann das Haus verlässt.
Es scheint als würde Bonaria in zwei Welten leben. Das Mädchen spürt dass sie nicht danach
fragen darf. Erst sehr spät entdeckt sie die ganze Wahrheit. Michela Murgia erzählt in einer
schnörkellosen poetischen Sprache aus einer scheinbar fernen doch kaum vergangenen Welt. Von
zwei Generationen zwei Frauenleben von einem alten lange verschwiegenen Beruf. Dieser Roman
ist sinnlich radikal und verblüffend gegenwärtig.