Schon am Flughafen Malpensa bei Mailand kann man es beobachten: Italien kennt keine Komparsen
nur Hauptdarsteller. Der italienische Flughafen ist ein Zoo aber mit Klimaanlage und die
Geschöpfe beißen nicht. Der Schein ist dem Italiener wichtig die Geste bedeutender als die
Tat. Wer sich vom Flughafen in den Straßenverkehr stürzt erfährt die begrenzte Gültigkeit von
Gesetzen am eigenen Leib: Eine rote Ampel die morgens um sieben einen Zebrastreifen schützen
soll ist keine Norm sondern eine Anregung zum Nachdenken und Diskutieren. Die Autohupe ist
für den Italiener ein Musikinstrument und mit den Scheinwerfern organisiert er den zivilen
Ungehorsam. Italiener schoppen für ihr Leben gern - es ist für sie etwas Sinnliches voller
Zeichen und Zeremonien. Der Internethandel hat hier ebenso wenig eine Chance wie der
Protestantismus. Auch Heimarbeit am Computer ist verpönt denn eine Arbeit ohne regelmäßige
Zusammenkünfte vor der Kaffeemaschine ist verachtenswert. Allerdings weiß Severgnini dass die
Italiener länger und härter arbeiten als viele ihrer europäischen Kollegen. Kein Zweifel:
Dieses Land und seine geselligen häuslichen überkritischen sensiblen und aufreizend
friedlichen und kompromissbereiten Bewohner werden oft verkannt. Severgnini öffnet uns die
Augen über die unwiderstehlichen Macken seiner Landsleute - so dass wir Italien nicht nur
lieben sondern endlich auch verstehen.