Ein feste Burg ist unser Gott BWV 80 (Carus 31.080 00) gehört zu den meist gespielten Kantaten
Johann Sebastian Bachs. Doch die bekannte Form mit dem großen eröffnenden Choralchor stellt das
Ende einer mehrstufigen Fassungsgeschichte dar an deren Anfang die Kantate Alles was von Gott
geboren BWV 80a stand komponiert wohl für den Sonntag Oculi des Jahres 1716. Da in der
Passionszeit in Leipzig jedoch keine Kantaten erklangen musste Bach die Kantate wollte er sie
weiterverwenden für einen anderen Sonn- oder Feiertag umschreiben. Das Reformationsfest lag
nahe da Bach das Lied Ein feste Burg ist unser Gottauch in der Oculi-Kantate verarbeitet hatte
(als instrumentalen cantus firmus im Eingangssatz und im Schlusschoral). Über die lediglich um
Choralsätze erweiterte erste Fassung der Reformationskantate Ein feste Burg ist unser Gott BWV
80b (Carus 31.080 50) flossen die Sätze der Oculi-Kantate dann leicht verändert auch in die
heute als BWV 80 bekannte Form der Kantate ein. Von der Oculi-Kantate Alles was von Gott
geboren BWV 80a ist heute nur der Text erhalten. Aus den beiden späteren Fassungen ist die
frühe Fassung der Kantate jedoch gut abzuleiten. Diese bislang erste veröffentlichte
Rekonstruktion des renommierten Bach-Forschers Klaus Hofmann stellt eine willkommene Ergänzung
zum insgesamt sehr kleinen Bestand an Bach-Kantaten zu den Passionssonntagen dar.