Dramatische Klänge über die Vergänglichkeit der Welt Die Barockmusik feiert ihren Glanz in
Opern Konzerten oder Messen und eben auch im Oratorium. Mit einem solchen Werk nämlich
Scarlattis Sedecia hat der französische Countertenor Philippe Jaroussky vor gut zwanzig Jahren
seinen fulminanten diskografischen Einstand bei Warner hingelegt. Nach vielen erfolgreichen
Produktionen kehrt er nun dorthin zurück mit Werken des Hochbarock komponiert von den großen
italienischen Meistern der Zeit aber auch von den jenseits der Alpen so erfolgreichen
Komponisten Georg Friedrich Händel und Johann Adolf Hasse. Der Papst verbot kurz nach 1700
in der Heiligen Stadt die Oper. Die Folge war eine Blüte des zwar nicht szenischen aber
musikalisch ebenso packenden Oratoriums. Einige davon haben wahre Hitshervorgebracht so wie
Händels herrliche Melodie Lascia la spina die er in seiner Londoner Zeit als Lascia ch io
pianga noch einmal verarbeitete. Aber auch die anderen Titel auf dem Album darunter fünf
Weltersteinspielungen erweisen sich als ein reicher Repertoireschatz der (abgesehen vom
erwähnten Scarlatti-Debüt) in Jarousskys Diskografie Neuland darstellt. Der Albumtitel La
vanita del mondo ist einem Werk des Händelzeitgenossen Pietro Torri entnommen. Die
Vergänglichkeit der Welt die sein Oratorium wie viele andere anmahnt sieht Jaroussky als eine
sehr aktuelle Botschaft. Nach dem durch den Lockdown bedingten Ausfall des ursprünglichen
Aufnahmetermins kam es erst im Juni zur Produktion. Bei mir und den Musikern von Artaserse
sorgte das für eine befreiende Erfahrung so der Sänger. Die Vergänglichkeit der Welt scheint
der absolut richtige Titel für das Album zu sein. Vielleicht werden die derzeitige Krise und
diese vor etwa 300 Jahren komponierten Arien ja unser Gewissen wachrütteln.