Es ist voller herrlicher Melodien und birst geradezu vor Gelegenheiten in denen der Solist
vielfältige musikalische Fähigkeiten beweisen kann – und doch steht das Violinkonzert von
Antonín Dvořák immer noch hinter dessen Cellokonzert in der zweiten Reihe. Anders als die
Schwesternwerke von Beethoven Mendelssohn und Brahms (der Dvořák direkt inspirierte) ist es
nie zum echten Klassik-Hit geworden. Der Geiger Augustin Hadelich bringt es nun zusam-men mit
dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Jakub Hrůša ins Ram-penlicht – und das
als Ausgangspunkt zu einer Reise durch die tschechische Musik bis ins 20. Jahrhundert mit
Werken von Dvořák Josef Suk und Leoš Janáček. Seit Jahren ist Hadelich mit dem 1879
entstandenen Dvořák-Konzert international unterwegs. Große Auftritte hatte er unter anderem in
New York wo er – ebenfalls unter Hrůšas Leitung – mit dem New York Philharmonic musizierte und
damit an einen Komponisten erinnerte der einst aus Böhmen in den „Big Apple“ des 19.
Jahrhunderts gegangen war. „Dvořák war von Brahms und dessen ein Jahr zuvor geschriebenen
Violinkonzert beeinflusst“ sagt Hadelich „aber vom Aufbau her hat es auch viel mit dem ersten
Bruch-Konzert gemeinsam: Der improvisatorische Beginn erinnert an die Hauptfigur einer
Geschichte deren Erzählung beginnt. Der ausgedehnte langsame Satz bildet deren Herz während
das Finale traditionelle Tänze wie ‚Furiant‘ oder ‚Dumka‘ enthält.“ Hadelich der auch das
Brahms-Konzert bereits in einer herausragenden Interpretation einspielte spinnt die Einflüsse
des „böhmischen“ Stils mit seinen typischen Melodien und Harmonien weiter – und das nicht nur
(mit Pianisten Charles Owen) in einzelnen Kammermusikstücken Dvořáks (darunter die berühmte
Humoresque) sondern auch in den vier Stücken von Josef Suk – Dvořáks Schwiegersohn. Mit Leoš
Janáčeks extrem expressiver zwischen 1914 und 1922 komponierte Violinsonate spannt er den Bogen
über die romantische Epoche hinaus.