Wer sich längst festgelegt hat was dieser Oerding für Musik macht sollte Konturen mit
Vorsicht genießen - alle anderen werden sich freuen: Johannes Oerdings sechstes Studio-Album
ist ein Fest aus lässigem Pop knackigem Elektro satten Streichern reduziertem Beat
NDW-Übermut und orchestralem Filmmusik-Pathos. Mit scharfkantigen Texten und Themen schleift
diese selbstbewusste Platte gewaltig am Profil eines Musikers der noch jede Menge Asse im
Ärmel hat. Dabei ist sein Blatt schon jetzt überzeugend: Alle Alben melden Gold - die beiden
letzten sogar Platin - der Titeltrack von Kreise ist seine zweite vergoldete Single und seine
Auftritte bei Sing meinen Song - das Tauschkonzert kann man einen vollen Erfolg nennen.
Gleichzeitig spielt er nach wie vor 80 Shows im Jahr und steht mit Maffay Lindenberg und
anderen Kollegen auf der Bühne. Das Geheimnis? Bei aller Experimentierfreude auf Konturen hat
sich Oerding kein Stück verändert: Die Anfragen die nach 'Sing meinen Song' kamen habe ich
fast alle abgesagt. Ich will wieder zwei zweieinhalb Jahre auf Tour gehen das ist mir
wichtiger. Er lässt sich eben nicht davon ablenken was Musikmachen für ihn bedeutet: Lieder
schreiben und auf der Bühne stehen. Die neuen Songs allerdings dokumentieren einen
bemerkenswerten Reifeprozess: Ich wollte wieder mehr auf meine innere Stimme hören und mich
noch mehr trauen. Auf Konturen sind z.B. auch mehr politische Songs. Es gibt Dinge die jetzt
dringend laut ausgesprochen werden müssen und die Songs richten den Blick über den Tellerrand
auf unsere Gesellschaft. Das Album handelt von Themen über die ich noch nie oder nicht auf
diese Weise gesungen habe. Ein glänzendes Beispiel ist Besser als jetzt. Warmherzige Demo-Vibe
und Lagerfeuer-Gitarren täuschen nicht darüber hinweg dass Oerding direkt anspricht was
seiner Meinung nach schief läuft: Wo sind die Dichter und Denker? Seh' nur noch Richter und
Henker. Nehmen wir das wirklich so in K