Diese beiden CDs gewähren einzigartige Einblicke in die Anfangstage von The Rolling Stones.
Lange bevor sie zur Greatest Rock & Roll Band in the World avancieren sollten waren sie in
erster Linie eine Band die einfach nur genau die Art von Musik spielte auf die sie alle so
sehr standen – Blues R&B sogar Country-Musik zählte da dazu. Weil sie diese Songs Abend für
Abend auf Tour und in den Clubs spielten klingen sie hier vollkommen ausgereift und die Band
spielt sie mit jener Leidenschaftlichkeit die The Rolling Stones mit ihrer musikalischen
Tradition verbindet. In den frühen 1960er Jahren konnte eine Beat-Band in Großbritannien nur
dann etwas werden wenn die BBC auf ihrer Seite war: Die Songs mussten im Radio laufen und
wichtiger noch die Bands mussten eingeladen werden zu den vielen Shows in denen im Vorfeld
aufgenommene Studio-Live-Sessions gesendet wurden. Im Light Programme der BBC gab’s in jenen
Tagen genau genommen mehr solcher Live-Sessions als Schallplatten zu hören. Ende 1962
verbreitete der Sender durch die Musikpresse ein Gesuch: Frische Talente gesucht – und zwar für
ein wöchentliches Spätprogramm namens Jazz Club. Die Stones fühlten sich direkt angesprochen:
Mick Keith und Brian die in jenen Tagen in einer kleinen heruntergekommenen Bude in der Nähe
der Kings Road im Südwesten Londons wohnten ließen sich nicht zwei Mal bitten und so
schickten sie am Tag nach dem Neujahrstag 1963 einen Brief mit der Bitte vorspielen zu dürfen
an die Redakteure bei der BBC. Aber warum Jazz Club? Nun Jazz und Blues waren schließlich enge
Verwandte und in den Augen der Band die sich selbst auf die Fahne geschrieben hatte in
Sachen musikalischer Ausrichtung einfach authentischen Chicago-R&B-Sound zu produzieren und
sich dabei auf Material von R&B-Größen wie Muddy Waters Howlin’ Wolf Bo Diddley Jimmy Reed
und vielen anderen zu berufen war der Jazz Club durchaus die perfekte Adresse. Den Brief zu
schicken war in vielerlei Hinsicht mutig. Schließlich hatte die Band an diesem Punkt noch kaum
Live-Shows gespielt und diejenigen die sie gespielt hatten hatten in Londoner Clubs
stattgefunden wo die Zuschauerzahlen allenfalls im niedrigen dreistelligen Bereich lagen. Dazu
kam dass auch ihr Line-up noch recht beweglich war. Drei Tage nachdem der BBC-Brief in die
Post gegangen war erschienen Anzeigen im The Melody Maker: für Konzerte im Marquee und im
Flamingo Club wo jeweils die Stones spielen sollten. Genau genommen stand in den Anzeigen: The
Rollin’ Stones und Charlie Watts war noch nicht dabei. Doch wenige Tage später am 12. Januar
sollte auch Charlie seine erste Show mit der Band spielen... Im April kam es dann endlich zum
gewünschten Vorspielen bei der BBC – woraufhin sie einen weiteren Monat später eine ziemlich
geschwollen formulierte Absage kassierten. The Rolling Stones hatten inzwischen jedoch eine
Residency: Sie spielten regelmäßig im The Crawdaddy im Station Hotel in Richmond was sich
binnen kürzester Zeit zu einer angesagten Clubadresse entwickelt hatte. Außerdem hatten sie
inzwischen ein Management gefunden und ihre Debütsingle aufgenommen. Sprich: wenngleich
vielleicht noch nicht mit Vollgas unterwegs hatte die Band doch das Gefühl dass die Dinge
langsam aber sicher ins Rollen kamen.Anfang Juli traten die Stones dann in der britischen
TV-Show Thank Your Lucky Stars auf – und zwar im einheitlichen Outfit: schwarze Hosen dazu
schwarz-weiße Jacken mit Kragen aus schwarzem Samt. Ganz angepasst waren sie jedoch nicht denn
sie verweigerten hartnäckig sich anständige Frisuren zuzulegen. Ein noch wichtigerer Auftritt
fand Ende August statt: Sie spielten in der dritten Sendung der bahnbrechenden neuen Show
namens Ready Steady Go! – dieses Mal in ihren anderen passenden Klamotten (blaue Lederwesten
dazu blaue Hosen) und keiner von ihnen schien einen Haarschnitt zu haben. Wenn man bedenkt
was für Unmengen an Beleidigungen und Empörungen danach in der Presse und im Fernsehen zu hören
war wirkt es im Nachhinein fast schon ironisch dass die Band überhaupt bei TYLS und RSG!
auftreten durfte. Dass die Band jedoch diese zwei Auftritte absolvieren durfte sollte ihren
ersten beiden Singles mehr Rückenwind geben als alle Radio-Auftritte und jegliches Airplay.
Gleichwohl schrammten diese beiden Songs noch an den britischen Top-10 vorbei. Ihr einziger
Auftritt im Light Programme der BBC im Jahr 1963 fand am 26. Oktober statt: im samstäglichen
Saturday Club. Aufgenommen worden war die Session schon einen Monat zuvor am Nachmittag des
23. September einem Montag im The Playhouse Theatre in der Northumberland Avenue in der Nähe
des Trafalgar Square. Unter anderem spielten sie ihre aktuelle Single Come On die zum
Zeitpunkt der Ausstrahlung schon nicht mehr in den Charts vertreten war. Zudem spielten sie
zwei Coversongs von Chuck Berry: Memphis Tennessee das sie auch im Rahmen der Tour mit den
Everly Brothers regelmäßig zum Besten gaben sowie Roll Over Beethoven. Anfang 1964 traten