Live immer noch einen draufzusetzen ist für LaBrassBanda noch nie ein Problem gewesen. Die
notorisch vollgasfreudigen Blasmusik-Tanzpop-Wahnsinnsknaben aus dem Chiemgau haben in den
letzten Jahren so viele Clubs Hallen Bierzelte und Festivals ja sogar eine
ESC-Vorausscheidung schwindlig gespielt dass sie dafür längst ein bisschen weltberühmt sind:
Kaum eine lebende Liveband hat einen dermaßen kurzen Draht zu ihrem Publikum - wo bei anderen
Bands der gern zitierte Funke überspringt findet zwischen LaBrassBanda und ihren Fans ein
ungedimmter Energiefluss statt quasi Standleitung. Ein Konzert im Kuhstall - das klingt aufs
erste wie ein Gag und originell. Aber die tiefere Sinnhaftigkeit dieser Idee wird schnell jedem
klar der sich einmal längere Zeit in einem (gut geführten) Kuhstall aufgehalten oder gar mit
Kühen gearbeitet hat: Nichts holt dich so natürlich und vollorganisch von deinem Stresslevel
herunter wie eine Kuh oder gar ein ganzer Stall voll. Ein Kuhstall wenn mit der richtigen
Haltung und mit Respekt betreten kann wirken wie ein begehbarer Stresskompensator der in
einer Art Ruhe-Rückkopplung die Hektik regelrecht aus einem herauszieht mehr ZEN-mäßig
verstehn S'. Dazu haben Kühe - und das gilt nicht erst seit den Zeiten als es unter
progressiven Landwirten Mode war für gedeihlicheren Milchfluss im Stall Mozart-Sonaten säuseln
zu lassen - durchaus Sinn für Musik. Gemütlich sollte sie halt sein. Und so war die
Aufgabenstellung für Dettl und seine Band gesetzt: Alle Systeme auf Schubumkehr. Uns war klar:
Wir müssen so schön und leise und gut Musik machen dass es den Kühen gefällt. Wild pulsierende
Stücke wurden konsequent umarrangiert der Band jegliche Elektrik entzogen - Kontra- statt
E-Bass Ukulele Akustik- statt E-Gitarre. Wir haben vier Wochen geprobt und sind immer leiser
geworden von Tag zu Tag. Und am Ende waren wir so leise dass die Gesangsstimme quasi das
lauteste Instrument war und wir komplett unverstärkt spielen konnten. Ein Bauer der sich
dieses einzigartige Projekt für sich und seine Kühe vorstellen konnte war auch schon gefunden
nicht weit vom Bandhauptquartier Truchtlaching in Höllthal - ein im nördlichen Chiemgau
sozusagen rockmythologisch aufgeladener Name in dem kleinen Weiler direkt an der Alz fanden in
den 80er und 90er Jahren die ja: legendären Höllthal Open Airs statt. Der Laufstall für 80
Bewohnerinnen wurde zart verkabelt und mit minimaler Beleuchtung ausgestattet. Und an zwei
Tagen im April nahm die Band dann auf dem Futterplatz in der Mitte des Kuhstalls Aufstellung
zum Konzert. Am Anfang waren wir noch recht nervös die Kühe auch ein bisschen erinnert sich
Stefan Dettl. Aber dann wurden wir alle immer ruhiger und haben sehr beseelt in das Konzert
hineingefunden. Wir hätten nicht geglaubt dass man mit Kühen zusammen so ein schönes
Musikerlebnis haben kann. Und dieses Erlebnis macht der Mitschnitt der jetzt unter dem Titel
Kiah Royal (Dialekthilfe: Kiah oberbairisch Mehrzahl von Kuah sprich: Kühe) erscheint
dankenswerterweise auch für Außenstehende und Nicht-Kühe erfahrbar. Eines ist mal sicher: So
besonders so naturnah und bei sich so konzentriert in sich ruhend und auf die Essenz ihrer
Musikalität zurückgeführt hat man LaBrassBanda noch nie gehört.