Der assyrische König Sardanapalo der als Hedonist Wein und Konkubinen den Staatsgeschäften
vorzieht und der ukrainische Volksheld Iwan Mazeppa der nach Leid und Erniedrigung ruhmvoll
stirbt: konträrer könnte man sich zwei Protagonisten wohl kaum vorstellen. Die
literarisch-dramatischen Vorlagen von Lord Byron und Victor Hugo dienten Franz Liszt als
Inspirationsquelle wobei die Oper Sardanapalo nach Byron leider Fragment blieb. Die zeitgleich
in Weimar entstandenen Werke repräsentieren die Ideen des Komponisten im Ringen um eine
Vereinigung von Literatur und Musik. Auf der einen Seite die Modernisierung der italienischen
Oper auf der anderen die Weiterentwicklung der Sinfonik. Das Manuskript zu Sardanapalo umfasst
lediglich den ersten Akt weshalb das Material 170 Jahre lang im Weimarer Goethe- und
Schiller-Archiv schlummerte. Erst 2017 wurde die Niederschrift von David Trippett an der
University of Cambridge entziffert editiert und orchestriert. Die erhalten gebliebene Musik
ist atemberaubend eine einzigartige Mischung aus italienisch beeinflusstem Gefühlsüberschwang
kühnen harmonischen Wendungen und Seitenwegen beschreibt Trippett die Komposition. Es gibt
nichts Vergleichbares in der Opernwelt. Das Werk ist durchflutet von Liszts charakteristischem
Stil und birgt zugleich Elemente von Bellini und Meyerbeer in denen immer wieder auch Wagner
zu erkennen ist. Kirill Karabits hat das Fragment mit der Staatskapelle Weimar für AUDITE
erstmals eingespielt mit dem Orchester der Stadt für welche die Oper einst gedacht war. Das
Label setzt damit die verdienstvolle und vielbeachtete Veröffentlichungsreihe von Werken der
großen Komponisten und Weimarer Kapellmeister fort.