Vor 45 Jahren drehte Volker Koepp Grüße aus Sarmatien inspiriert vom ersten Gedichtband
Johannes Bobrowskis Sarmatische Zeit (1961). Seitdem ist der Regisseur immer wieder in jene
Landschaft zwischen Weichsel Wolga Ostsee und Schwarzem Meer zurückgekehrt die Bobrowski
voller Sehnsucht beschwört. Seine Heimat das Memelland verwandelt Bobrowski in seiner Lyrik
zu einem utopischen Raum ohne Grenzen zu einer gemeinsamen Heimat der vielen Völker in ihr.
Seit jenem ersten Film findet Koepp immer wieder neue Bilder für dieses Sarmatien das dem
Regisseur selbst zum Sehnsuchtsort geworden ist. Kalte Heimat (1995) eröffnete in den neunziger
Jahren einen ganzen Sarmatien-Zyklus. Koepps Filme beschreiben die Gegenwart und das Leben an
den großen östlichen Strömen und greifen dabei Bobrowskis Themen und Motive wieder auf. Es sind
Filme über das Zusammenleben der Völker in jenen weiten Grenzgebieten über das historisch
elende 20. Jahrhundert über Widerstand und Hoffnung über Fortgehen und Wiederkommen. Filme
über das Vergehen der Zeit und das Bewahren der eigenen Geschichte(n) - aber auch über die
jeweils aktuelle politische Situation in dieser seit jeher von Kriegen heimgesuchten Region.
Zum 100. Geburtstag Bobrowskis der 1965 in Ostberlin starb hat sich Koepp auf dessen
biografische Spuren begeben. Er ist nach Tilsit gereist ins heute russische Sowjetsk wo der
Dichter 1917 geboren wurde weiter nach Königsberg Kaliningrad wo Bobrowski das Gymnasium
besuchte und in den litauischen Teil des Memel-Deltas das den jugendlichen Schriftsteller
inspirierte wie kein anderer Ort auf der Welt. Koepp hat sich mit Einheimischen getroffenen
die ihm ihre eigenen Heimatgeschichten erzählen und mit Kennern von Bobrowskis Werk. Immer
wieder streut er aber auch Erinnerungen aus seinen früheren Filmen ein. Wiederkehr wird so zum
jüngsten Teil einer großen filmischen Suchbewegung die sich immer wieder aktualisiert - und
zum berührenden Zeugnis einer lebenslangen Verbundenheit zweier Künstler.