2009 feiert TV-Legende Wolfgang Menge seinen 85. Geburtstag. SMOG und Das Millionenspiel sind
zwei seiner Meisterwerke. Gleichzeitig gehören sie zu den seltenen Fernseharbeiten die das
Medium selbstkritisch unter die Lupe nehmen. Mit den Skandalen der 60er und 70er wird das
Fernsehen zur treibenden Kraft in Politik und Gesellschaft. Ob Flick Neue Heimat oder
Bundesligaskandal immer sind die TV-Reporter mit ihren Mikrofonen dabei. Politische
Meinungsmache wachsende Brutalität und der Kampf um die Zuschauergunst verdrängen die
zurückhaltende Berichterstattung der Nachkriegszeit. Menge selbst gelernter Journalist
erkennt die Veränderungen und verarbeitet sie auf geradezu prophetische Weise. Seine zwei
Medienschocker waren selbst Skandale die Publikum und Kritiker gleichermaßen spalteten.
Unbestreitbar aber offenbaren beide Filme die Spielregeln der Massenmedien die heute noch
genauso gelten wie damals: Im Millionenspiel lässt Menge einen Privatsender eine Menschenjagd
veranstalten. Ein Freiwilliger wird von drei Mördern eine Woche lang gejagt. Wer ihn erwischt
bekommt 120.000 Mark. Schafft er es nach sieben Tagen lebend im Studio vor die Kamera wird er
Millionär. Die Kameras sind rund um die Uhr dabei und die Zuschauer ergötzen sich an dem
makaberen Schauspiel. Lange vor Big Brother Dschungel Camp und den Nachmittags-Talkshows zeigt
Menge eindrucksvoll die Folgen der Quotengeilheit und die Scheinheiligkeit mancher Moderatoren.
In SMOG hingegen sind die Medien nur Zeugen als sich das Ruhrgebiet durch eine
Inversionswetterlage langsam in eine Gaskammer verwandelt. Alten und Kindern geht als ersten
die Luft aus erste Menschen sterben. Auch hier sind die Fernsehkameras vor Ort in
Live-Schalten und Brennpunkt-Sendungen wird das Thema mit Experten diskutiert jedoch ohne
große Anteilnahme oder Nutzwert für die Zuschauer. In SMOG werden die Nachrichtensendungen zu
reinen Bauteilen der Erzählung. Der Film als Ganzes hinterfragt den Notfallplan der Behörden
jedoch viel härter als es ein journalistischer Beitrag wohl tun könnte. Einige Politiker und
Industrielle waren der Meinung Menge hätte mit dem Film Panikmache betrieben. Das änderte sich
sechs Jahre später als erstmals in Deutschland im Ruhrgebiet SMOG-Alarm ausgelöst wurde.