Ein Quartett aus Berlin genießt seine 15 Minuten. Als er im Frühjahr 2003 diese Unterzeile für
den Artikel textete in dem eine hüstel große deutsche Musikzeitschrift erstmals die Band WIR
SIND HELDEN in Wort und Bild vorstellte hatte der Kollege nicht seinen hellsichtigsten Tag.
Vielleicht war er auch geblendet von der alles in Grund und Boden charmierenden ersten
HELDEN-Single Guten Tag die so perfekt reinhaute dass man hinter diesen Newcomern gut und
gern irgendein ausgebufftes Pop-Konfekt mit niedriger Halbwertzeit vermuten konnte. Alles
falsch. Da war überhaupt nichts ausgebufft und abgefeimt das waren vier junge Leute die
einfach machten was sie sich zusammen ausdachten und für gut befanden. Ohne großen bösen
Masterplan dafür mit einem gesunden learning-by-doing-Ansatz in Sachen Pop-Biz der die
Ergebnisse umso eigener und einzigartiger machte. Ohne große öde Attitüden dafür mit einer
kreuzsympathischen Mischung aus solidem Musikerhandwerk Herzensbildung Witz Geschmack und
gut geeichtem moralischem Kompass. Mit dem Debüt Die Reklamation wurden WIR SIND HELDEN im
Sommer 2003 vieler Leute neue Lieblingsband. Die einen schätzten diese widerborstigen Texte und
wollten die Sängerin-Dichterin Judith Holofernes sogleich als neues linkes Frolleinwunder
adoptieren. Andere fühlten hier Lebens- und Herzensangelegenheiten in Worte und Songs gefasst
wie man sie so noch nicht gehört hatte und brannten bei HELDEN-Konzerten ihre Feuerzeuge leer.
Die meisten fanden beides toll und das viele dazwischen. Das zweite Album Von hier an blind
machte WIR SIND HELDEN 2005 zum umjubelten Schaumkrönchen der rollenden Deutschpop-Welle ohne
dass sie ihre Eigenartigkeit drangegeben hätten. Aus den Warhol'schen 15 Minuten Ruhm und Ehre
waren Stunden Wochen Jahre Spaß und ja Liebe geworden. Und als die Welle abschwoll
strichen WIR SIND HELDEN nicht etwa die Segel wie manch eine Unke schon unkte. Sondern blieben
ihrer zum geflügelten Wort gewordenen Ansage Gekommen um zu bleiben treu und zogen jetzt erst
recht Energie und Inspiration aus der Freiheit endlich WIR SIND HELDEN sein zu dürfen ohne
dazu noch irgendein Schaumkrönchen abgeben zu müssen. Und vielen Fans wurde angesichts des
(vielfach unterschätzten) dritten Albums Soundso (2007) und spätestens beim großartigen
aktuellen Werk Bring mich nach Hause erst so richtig klar was sie an dieser Band haben: Eine
mit der sie leben älter werden vielleicht sogar erwachsen werden konnten. Und die ihnen
keinen Quatsch erzählt. Deshalb möchte man doch schwer hoffen dass die vorliegende Werkschau
wie angekündigt nur eine Zwischenbilanz des Heldenschaffens darstellt. Tausend wirre Worte -
Lieblingslieder 2002-2010 versteht sich als Best Of im eigentlichen Sinn: Die Schnittmenge der
Favoriten von Fans und Band 19 Songs die die musikalische und persönliche Entwicklung der
Band nachzeichnen nicht chronologisch sondern stimmungsmäßig sortiert. Die Standardversion
von Tausend wirre Worte - Lieblingslieder 2002-2010 ist vollgepackt mit den 19 größten Hits und
Lieblingsliedern der HELDEN.