Einen Schritt weiter den entscheidenden nach vorn: Flux Flou de la Foule von Françoiz Breut!Es
ist wie bei Alice im Wunderland. Die Heldin der Geschichte tritt einen Schritt voran und
befindet sich auf einmal in einer ganz anderen Welt. Wer die letzten Alben Françoiz Breuts vor
Flux Flou de la Foule gehört hat wundert sich über den Vorher-Nachher-Effekt: wie
ausgewechselt wirkt der Klang wie ausgewechselt wirkt die Künstlerin. Vorher war sie die Queen
des Indie-Chanson die Lieblingssängerin der Generation Le Pop 1 - jetzt wandelt sie wie
selbstverständlich im Chanson électronique. So klar und schön hat man sie noch nicht gehört.
Die genaue Instrumentierung spielt kaum noch eine Rolle jedes Arrangement ordnet sich hier
ihrer Stimme unter. In der neuen Umgebung kann Breut noch besser glänzen auch weil sie und
ihre Band die idealen Melodien zu diesem Konzept gefunden haben. Das Ergebnis ist stimmig
harmonisch und ein wenig wie in einem verzauberten
Universum.-------------------------------------------------Dabei hat Françoiz Breut schon
innerhalb der Indie-Welt einige Metamorphosen vollzogen. Von der Chanteuse die sich von
Dominique A Herman Düne Calexico und Yann Tiersen Songs auf den Leib schreiben ließ bis zur
selbstständigen Künstlerin alleinigen Text-Autorin und musikalische Mitgestalterin. Für den
Vorgänger von Flux Flou de la Foule (Zoo 2016) wagte Breut zudem das Experiment mit Adrian
Utley von Portishead zu arbeiten was aus ihrer Musik jedoch noch längst keinen TripHop machte.
Zoo ist ein wunderbares Album es lebt jedoch noch viel deutlicher vom Klang der Gitarre und
die Präsenz ihrer Band ist hier höher als man es vom Chanson-Genre kennt. Flux Flou de la
Foule ist deswegen eine Zäsur weil hier die Gitarre kaum noch eine Rolle spielt.Das neue Album
macht deutlich dass weder Grinsekatze oder Zaubertrunk notwendig waren um diese Metamorphose
zu vollziehen sondern dass die Künstlerin selbst die Gestalterin des Wandels ist. Sie erkannte
dass sie für einen großen Schritt vorwärts auch neue Mitstreiter brauchte und suchte sich ein
neues Team. Statt einer konventionellen Gitarrenband arbeitet Françoiz Breut mit den jungen
Musikern Marc Melià und Roméo Poirier an Computern und Synthesizern gemeinsam an ein einem
Klangkonzept dass von Anfang an zusammen mit den Kompositionen entwickelt wurde.Françoiz Breut
erklärt: Chanson électronique heißt hier dass sich polyphone Klänge von analogen Synthesizern
mit digitalen Tönen vermischen die wiederum von einer Software generiert werden die reale
Instrumente imitiert. Bei den neuen Songs haben wir all das benutzt und mit Gitarre Bass
Percussions und Güiro gemischt. Und so wird nicht nur die klangliche Ästhetik vorangetrieben
sondern auch die rhythmische Komponente. Mit klarer Rollenverteilung: Mélia kümmert sich um Mix
und Produktion Poirier den sie schon auf ihrer letzten Tour als Drummer dabei hatte
zusätzlich um Loops und Percussions. Doch aus dem vermeintlich komplexen kreativen Prozess
erwächst ein klarer und direkter Klang. Eine genaue Zuordnung wie: ist das jetzt eine Gitarre
oder ein Sample davon? wird dabei mitunter unmöglich und verliert an Bedeutung. Wer will schon
den Zauber der die Stimme Françoiz Breuts so kristallklar erstrahlen lässt genau
dekonstruieren? Eins ist sicher: die Methode hat Erfolg.Juste de passage (Auf der Durchreise)
heißt der Eröffnungssong der von Flucht aber auch metaphorisch vom Leben als Transitreise
handelt wo jeder nur ein begrenztes Aufenthaltsrecht hat. Helle Töne werden von dunklen
Trommelschlägen gebrochen darüber schwebt engelsgleich die Stimme der Breut zusammen entsteht
ein surrealistisch anmutendes Klangbild. Man versteht gleich dass die musikalische
Neuentwicklung auch Spuren bei den Themen der Songs hinterlässt. Als Lyrikerin spielt Françoiz
mehr denn je mit dem Klang der Silben wie allein die mythische Alliteration des Titels Flux
Flou de la Foule (etwa der wabernde Fluss der Masse) demonstriert. Ähnliches bei Mes pêchés
s'accumulent (Mein Sündenregister wächst) das zu einem trägen Beat bedächtiger Orgel und einer
zärtlichen Slide-Gitarre vom Liebesspiel in der Sommerhitze erzählt und wenn dann irgendwann
die Worte mon prince mon dieu fallen geht die Leidenschaft vollends in Poesie und Musik auf.
Ein temporäres Paradis das gleich im nächsten Stück La fissure (Der Riss) von der
Nuklearkatastrophe bedroht wird. So geht es weiter: inspiriert von Bildern von Rubens (La Chute
des damnés) und John Everett Millais (Le fantôme du lac) entwirft Françoiz Breut ihre Lyrik.
Die Umkehrung eines Prozesses den sie als Buchillustratorin in ihrem anderen Leben nur zu gut
kennt. Im wunderbaren Schlusstrack Mon dedans vs mon dehors sinniert sie über Paradoxien des
Älterwerdens und die Gegensätzen von Körper und Seele zu Streicher-Samples Electro-Beat
dezenter Akustik-Gitarre und einem schwelgerischen Refrain.Für Flux Flou de la Foule hat
Françoiz Breut viel aufgegeben und Neues ausprobiert. Ein