Obwohl Artur Rubinstein (1887-1982) Polen bereits als 10-jähriges Wunderkind verließ um sein
Spiel in Berlin zu vervollkommnen und als 60-jähriger die amerikanische Staatsbürgerschaft
angenommen hatte blieb er seinem einstigen Heimatland zeitlebens sehr verbunden. Als er bei
der Gründung der Vereinten Nationen 1945 in San Francisco für die Delegierten spielen sollte
war er zutiefst enttäuscht und verärgert dass keine Delegation aus Polen eingeladen war das
zu diesem Zeitpunkt noch von den Deutschen besetzt war. Rubinstein erinnerte sich später dass
er von einer blinden Wut überwältigt wurde und das Publikum zornig auf das Fehlen der
polnischen Flagge hinwies. Er unterbrach das Konzert forderte das Publikum auf aufzustehen
(einschließlich der Sowjets die sich im Rahmen des Hitler-Stalinpakts ebenfalls Teile des
Landes einverleibt hatten) und spielte die polnische Nationalhymne wobei er den letzten Teil
in einem donnernden Forte wiederholte. 1975 trat er ein letztes Mal in Polen auf wo er in
seiner Heimatstadt Lódz mit dem Philharmonischen Orchester Lódz unter Henryk Czyz spielte.
Rubinstein schätzte den Dirigenten sehr und trat oft mit ihm auf. Bei einem gemeinsamen Konzert
1974 in Paris hatte ihn Czyz zum diamantenen Jubiläum der Philharmonie nach Lódz eingeladen.
Auf dem Programm standen Beethovens Fünftes und Chopins Zweites Klavierkonzert mit Chopins
Polonaise As-Dur Op.53 als Zugabe. 1979 besuchte Rubinstein zum letzten Mal Polen allerdings
ohne zu konzertieren da er mit schwindendem Augenlicht zu kämpfen hatte weswegen er schon
1976 in der Londoner Wigmore Hall endgültig seinen Abschied von der Bühne nahm. Das denkwürdige
Konzert von 1975 wird hier von NIFC erstmals auf CD veröffentlicht und darf als besonders
wertvolles Tondokument des Pianisten angesehen werden.