Rainhard Fendrich ist mit Leib und Seele Musiker und Freidenker - einer der das aktuelle
Zeitgespräch auf die musikalische Ebene überträgt und dabei aber nie vergisst dass Humor die
beste Waffe gegen den Ernst des Lebens ist.Mit unnachahmlicher Beobachtungsgabe widmet er sich
auf seinem neuen Album Starkregen (VÖ: 20.09.19 RJF Musik Sony Music) den Phänomenen unserer
Gegenwart und legt den Finger teils behutsam teils mit Wucht in so manche offene
Wunde.Starkregen – eigentlich ja ein meteorologischer Begriff – wird zum Sinnbild für den
zwischenmenschlichen Klimawandel und die damit verbundenen Folgen. Wer wenn nicht Rainhard
Fendrich der inzwischen auf fast 40 Jahre Musikkarriere zurückblicken kann wäre besser
geeignet um diesen Wandel in Wort und Ton zu fassen? Und so handelt Starkregen nicht nur von
Momenten der Liebe und Hoffnung sondern auch von einer Realität in der einem das Wasser oft
buchstäblich bis zum Halse steht. 13 Titel fasst das Album – geprägt von Inhalt und Haltung.
Dabei hat Rainhard Fendrich seine humoristische Ader längst nicht an den Zeitgeist verloren.
Und so ist der Titel Starkregen nicht zuletzt inspiriert durch Fendrichs digitale Begegnung mit
einem übermotivierten Übersetzungsprogramm (aus Rainhard wurde Starkregen).Gleich mit seiner
ersten Single Burn Out widmet Fendrich sich unserer nach Wachstum und Effizienz strebenden
Leistungsgesellschaft. Hinter dem sommerlich-leicht dahinströmenden Refrain verbirgt sich der
ernst gemeinte Aufruf sich selbst nicht die Luft zum Atmen zu nehmen und achtsam zu sein.
Leben wir um zu arbeiten oder arbeiten wir um zu leben? Spätestens wenn die nächste
Gehaltserhöhung in den Besuch beim Therapeuten investiert wird läuft ganz sicher irgendetwas
falsch. Und wie schön kann es schließlich manchmal sein einfach etwas zu tun das weder
effizient ist noch vordergründig einen bestimmten Sinn verfolgt?Halte zwischendurch auch einmal
inne - das ist die Quintessenz von Burn Out.Doch nicht nur Workaholics laufen Gefahr das wahre
Leben um sich herum zu auszublenden. Soziale Medien sind oft die Ursache für ein asoziales
Miteinander. Wer kennt ihn nicht den Social Media Zombie dessen Wohlbefinden von W-LAN-Zugang
und der Akku-Leistung seines Smartphones abhängig ist? Fendrich dokumentiert akribisch die
Eigenheiten dieser ständig wachsenden Spezies und nimmt sie dabei gekonnt aufs Korn.Dabei sieht
er die schnelle Verbreitung von politischen Nachrichten durch soziale Medien grundsätzlich
positiv. Zu dumm nur dass kein Netzwerk zwischen Wahrheit und Unwahrheit unterscheidet. In
Heiße Luft thematisiert Fendrich das Resultat: freie Bahn für populistische Parolen – freie
Bahn für jede Menge heiße Luft.