Guiberts Texte erweisen sich als Vorläufer gegenwärtiger Autofiktionen von Maggie Nelson bis
Ocean Vuong: nicht nur angesichts der Coronapandemie eine wichtige Wiederentdeckung. Beim
Zytomegalievirus handelt es sich um eine Herpesvariante die im Zuge der Schwächung des
Immunsystems durch eine HIV-Infektion zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Es droht
das Erblinden. In diesem »Krankenhaustagebuch« das wenige Monate vor seinem Tod entstand und
hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt notierte Hervé Guibert 22 Tage lang die Angst
und Verzweiflung den Ärger und die Wut die Melancholie und Langeweile aber auch die kleinen
Triumphe eines Krankenhausaufenthalts zwischen Leben und Tod. »Zytomegalievirus« ist eine
schmerzhafte Lektüre - und immer wieder auf groteske Weise komisch.