Die Reisebriefe des Winterthurer Kaufmanns Bernhard Rieter (1805-1883) sind lebendige und
facettenreiche Beschreibungen von Land und Leuten in Griechenland Ägypten Indien und im
fernen Osten. Rieters Blick ist kritisch besonders auch gegenüber den wirtschaftlichen und
sozialen Folgen der europäischen Herrschaft in den fernen Weltgegenden. Dies macht die
Reisebriefe zu wichtigen Quellen zum Kolonialismus und zur Verflechtung von Schweizer
Handelsfirmen mit den Kolonialmächten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bernhard
Rieter Sohn einer Kaufmannsfamilie verbrachte von 1824 bis 1828 gewissermassen seine
«Gesellenjahre» im damals zum Osmanischen Reich gehörenden Ägypten. 1831 hielt er sich in
Konstantinopel auf und von 1843 bis 1846 unternahm er seine längste Reise die ihn nach
Griechenland Indien Singapur Niederländisch-Indien (Indonesien Java) und China (Macao)
führte. Während all diesen Reisen schrieb er sechzig zum Teil sehr umfangreiche Briefe an seine
Eltern und Geschwister in Winterthur. Sie sind lebendig verfasst und behandeln eine grosse
Vielfalt von Themen: Sitten und Gebräuche Handwerk der Einheimischen kulturelle
Sehenswürdigkeiten Vegetation und Tierwelt politische Ereignisse in Asien und Europa sowie
Naturereignisse. Rieter beobachtete genau urteilte differenziert und vertrat eine
eigenständige Meinung. Er betrachtete die Folgen des Kolonialismus für die einheimische
Wirtschaft und Bevölkerung mit kritischem Blick und schilderte sie mit grosser Offenheit. Hier
werden die Reisebriefe erstmals in ihrer Gesamtheit kommentiert herausgegeben.