Thomas Selle (1599-1663) hatte als Kantor des Johanneums und der Hamburger Hauptkirchen während
mehr als zwei Jahrzehnten die einflussreichste musikalische Position in der norddeutschen
Metropole inne. Das reiche kulturelle Umfeld mit Theologen Organisten Ratsmusikern und
Dichtern mit einem regen Theaterleben und florierenden Bildenden Künsten bot einen idealen
Rahmen für den ambitionierten Komponisten. Insbesondere mit seinen neuartigen
Passionsvertonungen die von einer profunden Kenntnis des internationalen Musiklebens zeugen
präsentierte sich Selle in Hamburg als fortschrittlicher Künstler. Basierend auf einer neu
erarbeiteten kritischen Edition von Selles eigenhändig zusammengestellten Opera omnia wird
Selles uvre erstmals in seiner ganzen Breite erforscht und in der geistigen Landschaft des 17.
Jahrhunderts verortet.