Im Juni 1937 eröffnete Jacob Zeitlin in seiner Buchhandlung-Galerie in Los Angeles eine
Ausstellung mit Grafik von Käthe Kollwitz. Es war die erste Ausstellung von Kollwitz' Werken in
Südkalifornien. Co-Sponsor der Ausstellung und der glamourösen Vernissage war die »Hollywood
Anti-Nazi League for the Defense of American Democracy«. Die Redner des Abends waren der
deutsche Schriftsteller und Aktivist Ernst Toller und der amerikanische Komponist George
Antheil. Zu den illustren Gästen gehörten Fritz Lang Richard Neutra Arnold Schönberg George
Gershwin Kurt Weill und andere Berühmtheiten der Filmindustrie und der
deutsch-österreichischen Exilgemeinde. Die Kollwitz-Ausstellung wurde zum Dreh- und Angelpunkt
der zentralen Konfliktfelder der Stadt: Sie war nicht bloß ein kulturelles Ereignis in Zeitlins
Buchladen-Galerie sondern vor allem eine gezielte politische Aktion der »Hollywood Anti-Nazi
League«. Kollwitz' Schaffen geriet damit ins Kreuzfeuer der Auseinandersetzungen zwischen dem
antifaschistischen Kampf der »Anti-Nazi League« und den gewalttätigen Aktionen
nationalsozialistischer Gruppen in Los Angeles. In diesem politischen Spannungsfeld wurde Käthe
Kollwitz als »anti-Nazi artist« wahrgenommen und ihrer Ausstellung eine aktive Rolle im Kampf
gegen Hitler zugeschrieben. Die Kapitel des Buches zeichnen nach wie die Ausstellung zum
Kreuzungspunkt von vier Biografien wurde: Käthe Kollwitz Jacob Zeitlin Ernst Toller und
George Antheil.