Die apokalyptische Rede - die Rede vom Atomtod und der Klimakatastrophe als zwei Formen einer
Selbstauslöschung der Menschheit - findet sich gegenwärtig überall. Sie zirkuliert zwischen
Greta Thunberg und Giorgio Agamben Bruno Latour und Papst Franziskus. Häufig wird die
apokalyptische Rede von einem Rückzug auf ein Streben nach Selbsterhaltung bestimmt oder von
problematischen Vorstellungen einer Bewahrung und Erneuerung der »Natur«. Unbeantwortet bleibt
die Frage nach dem Subjekt einer Veränderung die die drohende Apokalypse verhindert die sie
obsolet macht oder die eine andere Apokalypse ermöglicht.Um die vorherrschende apokalyptische
Rede zu unterbrechen geht der vorliegende Band von einem Aufsatz aus den Maurice Blanchot in
der ersten Hälfte der 1960er Jahre verfasst hat und der hier wiederabgedruckt wird: »Die
Apokalypse enttäuscht«. Blanchot antwortet kritisch auf ein Buch von Karl Jaspers Die
Atombombe und die Zukunft des Menschen (1958) in dem die Drohung eines nuklearen Kriegs mit
der Drohung des - totalitären - Kommunismus in Verbindung gebracht und der innere Wandel der
einzelnen in den Mittelpunkt eines neuen politischen Bewusstseins gerückt werden.Gegen Jaspers
behauptet Blanchot dass die von der Atombombe in Aussicht gestellte menschliche
Selbstvernichtung zum ersten Mal eine konkrete Idee aufzeigt die Idee der Menschheit als
ganzes. Diese Ganzheit bleibt aber eine negative erzwungene von der Politik der Machthaber
aufgenötigte. Die Apokalypse enttäuscht weil es nicht eine positive Ganzheit ist die sie
bewirkt ein Entschluss den die Menschen kollektiv und solidarisch fassen. Damit ein solcher
Entschluss überhaupt denkbar ist muss die negative Ganzheit in eine positive verwandelt
werden. Die Menschheit muss aufhören eine zerrissene Menschheit zu sein. Das kann sie allein
wenn eine weltumspannende kommunistische Gesellschaft »in einem vollgültigen Sinn« hergestellt
wird. Mit Beiträgen von Dietmar Dath Alexander García Düttmann Ansgar Martins Dirk Quadflieg
Marcus Quent Cecilia Sjöholm Samo Tomsic und Alenka Zupancic.