Oskar Schlemmer (1888-1943) gehört zu den herausragenden Exponenten des Weimarer und Dessauer
Bauhauses dessen 100jähriges Jubiläum 2019 gefeiert wird. Unter den frühen Bauhaus-Künstlern
war er zweifellos der vielseitigste was seiner Karriere allerdings nicht immer förderlich war.
Auch er selbst wusste lange Zeit nicht wo sein künstlerischer Schwerpunkt liegen sollte. So
betätigte er sich als Tänzer und Choreograph («Triadisches Ballett») als Bühnenbildner und
pädagogischer Leiter der Bauhaus-Bühne sowie als Atelierkünstler der malte oder graphische
und plastische Arbeiten schuf.In seinen wechselnden Selbstentwürfen gab es für Schlemmer einen
wesentlichen Ansprechpartner den er als künstlerisches Vorbild empfand und der ihm selbst über
die Distanz langjähriger räumlicher Entfernung hinweg immer Halt bot: Der Schweizer Maler Otto
Meyer-Amden (1885-1933). Beide hatten sich auf der Akademie in Stuttgart kennengelernt wo sie
zum Kreis um Adolf Hölzel gehörten. In seinem bedächtig-grüblerischen Wesen stand Meyer in
direktem Gegensatz zum umtriebig-quirrligen Schlemmer. Seit 1912 lebte er einsiedlerhaft im
schweizerischen Bergdorf Amden oberhalb des Walensees und hielt sich von den Zentren des
Kunstbetriebs bewusst fern. Auch weltanschaulich war er ein Antipode zu Schlemmer. Hatte dieser
sich 1919 über seine Freundin Tut in die revolutionären Aktivitäten des Spartakus-Bundes
hineinziehen lassen so war Meyer nationalkonservativ und religiös. Ungeachtet ihrer grossen
Gegensätzlichkeit waren beide füreinander die wichtigste Bezugsperson in allen künstlerischen
geistigen und lebenspraktischen Fragen. Als Meyer 1933 starb hielt Schlemmer die Gedenkrede
und gab ein Jahr später die erste Monographie über ihn heraus. Dokumentiert hat sich diese
aussergewöhnliche Künstlerfreundschaft in einer Korrespondenz die 575 Briefe Briefentwürfe
Postkarten und Telegramme umfasst sowie zugehörige Materialien wie Manuskripte Skizzen Fotos
Werkreproduktionen beigelegte Zeitungsausschnitte und scherzhaften Collagen. Die Edition macht
die vollständige Korrespondenz zugänglich und ist als wissenschaftlich annotierte Lese-Ausgabe
konzipiert. Sie ist reichhaltig illustriert und enthält neben zahlreichen unbekannten Fotos
auch Abbildungen von erwähnten Werken Personen und Örtlichkeiten.Prof. Dr. Magdalena Droste
ist Kunsthistorikerin. Von 1980 an war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Bauhaus-Archiv Berlin tätig 1991-1997 als dessen stellvertretende Direktorin. Ihr
Forschungsfeld umfasst die gesamte Breite der Bauhaus-Geschichte. Ihre mehrfach neu aufgelegte
und erweiterte Monographien zur Geschichte des Bauhauses (1990 2006 2019) wurde in elf
Sprachen übersetzt. Daneben veröffentlichte sie zahlreiche Beiträge zu allen Exponenten des
Bauhauses insbesondere zu Oskar Schlemmer. 1997-2017 war Magdalena Droste Professorin für
Kunstgeschichte an der BTU Cottbus-Senftenberg.Dr. Elisa Tamaschke ist Kunsthistorikerin und
seit 2017 Mitarbeiterin des Georg Kolbe-Museum Berlin. 2016 promovierte sie über Otto
Meyer-Amden. 2011-2016 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunstgeschichte
und ArchäologieEuropas der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zahlreiche weitere
Publikationen zu Otto Meyer-Amden und Themen der Klassischen Moderne.