Der auffällig hübsche dreijährige Daniel verschwindet von einem Spielplatz. Nur für kurze Zeit
war seine Mutter in die Nachrichten auf ihrem Mobiltelefon vertieft gewesen. Eine Unbekannte
hat den Jungen mitgenommen und sich damit endlich ihren Kinderwunsch erfüllt. Sie nennt ihn
Leonel. Beide Frauen erzählen von ihrem Schmerz ihrer Verzweiflung und ihren Schuldgefühlen.
Beide reflektieren ihre Liebesbeziehungen und Lebensträume. Beide leiden unter dem psychischen
Druck ihrer familiären Umgebung. Daniels in bürgerlichen Verhältnissen lebende Mutter ist sich
nicht sicher ob sie das verlorene Kind wirklich gewollt hatte. In ihrem aufgezwungenen
Familienleben fühlt sie sich trotz Momenten des Glücks allein und überfordert. Die aus einer
sozial benachteiligten Familie stammende Kidnapperin hingegen ist entschlossen ihre Chance zu
nutzen. Dank des ersehnten Kindes und ihrer eigenen Süßigkeitenproduktion die ihr finanzielle
Unabhängigkeit verschafft will sie sich gegenüber ihrer bösartigen Mutter und ihrem
gewalttätigen Liebhaber behaupten. Aber die Träume scheitern. Brenda Navarro gelingt es in
ihrem psychologisch raffiniert komponierten Roman einer von Machismo geprägten Gesellschaft
ungeschönt den Spiegel vorzuhalten und die Rollen von Frauen und Müttern grundsätzlich zu
hinterfragen.