Nach mehr als zwei Jahrzehnten entdeckte Johanna Morel von Schulthess zu ihrem eigenen
Erstaunen ihr vielfältiges Webwerk wieder das im Keller ihres Hauses gut und unversehrt
verstaut lag. Nun öffnet sie dieses Archiv für die Öffentlichkeit. Ihr Textiltagebuch zeichnet
nach wie sie in den frühen 1970er-Jahren zum Weben fand und in Amerika unterrichtet wurde
welche Techniken sie lernte wo sie ausstellte und welche Einflüsse sie bis zum Ende ihres
textilen Schaffens Mitte der 1990er-Jahre prägten. Diese Zeit ist gegliedert in
unterschiedliche Perioden die vom traditionellen Weben über skulpturale raumgreifende
Textilobjekte bis hin zu experimentellen installativen Tafelwerken mit neuartigen nicht
textilen Materialien führen.Rund 140 abgebildete Werke werden begleitet von einer
autobiografisch orientierten Kommentarspur welche die Einflüsse der (Textil-)Künste auf Morels
Schaffen und dessen gesellschaftliche Relevanz reflektiert. Sie verdeutlicht auch dass das in
jener Zeit noch vorwiegend weiblich konnotierte Weben einen Anspruch auf künstlerische
Auseinandersetzung geltend machte und mit eigenwilliger Ästhetik um gesellschaftliche
Anerkennung kämpfte. Morels altersweiser Blick auf die produktive Vergangenheit vereint
Biografie Bekenntnis zur Textilkunst und Vermittlung künstlerischer Praxis.