Einem Seismografen gleich in feinen Linien die Erschütterungen ihrer Generation aufzuzeichnen
reichte Eva Wipf (1929-1978) nicht aus. Das Brodeln die Brüche und Abgründe ihrer Zeit
übersetzte die Künstlerin in grosse Objektassemblagen. Ihr Weg dahin führte durch eine
existenzielle künstlerische Suche vom altmeisterlichen Tafelbild über visionäre Collagen bis
hin zu ihren aus Fund- und Flohmarktobjekten zusammengesetzten Plastiken. Sie machten Eva Wipf
zu einem der aussergewöhnlichsten Phänomene der Schweizer Kunstgeschichte im 20. Jahrhundert.
Vielfach sind ihre Persönlichkeit und ihr Schaffen schon von anderen interpretiert worden. In
diesem Buch das in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Thurgau und dem Museum Eva Wipf
herausgegeben wird kommt Eva Wipf nun selbst zu Wort. Zum ersten Mal werden darin ihre
Tagebucheinträge und Beschreibungen der eigenen Werke sowie Briefe in diesem Umfang
veröffentlicht. Die Texte zeichnen ein zerrissenes Seelenleben nach bieten aber auch ein Bild
der Schweizer Gesellschaft der 1950er- bis 1970er- Jahre. Wipfs Leben in und mit der jungen
Kunstszene der Nachkriegszeit insbesondere in der Künstlerkolonie Südstrasse in Zürich wird
anhand ihrer Notizen greifbar. Der Band wird abgerundet durch ein ausführliches Personenglossar
das die wichtigen und prägenden Menschen aus dem Umfeld der Künstlerin porträtiert.