Der Autor erbringt in der Studie den Nachweis dass die Lehre des Thomas von Aquin vom' status
perfectionis' einen integralen Bestandteil seiner Ekklesiologie darstellt. In dieser Lehre
artikuliert sich ein wesentlicher Aspekt der Ekklesiologie insofern Bischöfe und Religiosen
einen herausragenden Platz in der Kirche einnehmen und mit unverzichtbaren Funktionen betraut
sind. Die in der Bischofsweihe für immer übernommene 'cura principalis animarum' wird nun das
entscheidende Charakteristikum der Nachfolger im Amt der Apostel während sich die Ordensleute
kraft ihrer ewigen Profess verpflichten nach der Vollkommenheit zu streben ohne dass sie -
anders als die Bischöfe -behaupten selbst vollkommen zu sein. Aus dem absoluten Vorrang des
Episkopats leitet Thomas eine Summe von Pflichten ab die man als großen
theologisch-systematischen Bischofsspiegel des Mittelalters bezeichnen darf. Die mit der
Integration der Religiosen in den 'status perfectionis' verbundenen Probleme waren für Thomas
leichter lösbar. Er wusste eine lange monastische Tradition hinter sich. Gleichwohl weist sein
Traktat über das Ordensleben viele originelle Züge auf: Weder die auf wenige Prinzipien
reduzierte Typologie des Ordensstandes noch die Begründung der ihm damals möglich gewordenen
Aktivitäten haben zeitgenössische Parallelen von vergleichbarem theologischen Gewicht. Der
Grundsatz die Gelübde seien lediglich Instrumente der Vollkommenheit nicht aber diese selbst
sollte eine außerordentliche Fruchtbarkeit entfalten. Dass es hauptsächlich die Armutsforderung
des Evangeliums war die jene Reflexion einleitete verrät dass Thomas die sozialen und
ökonomischen Tendenzen seines Jahrhunderts erkannt und für seine Konzeption fruchtbar gemacht
hat.