Mit der Wiederaufnahme der Arbeit am Philosophischen Briefwechsels der Zweiten Reihe der
Akademie-Ausgabe erscheint der 1926 gedruckte Erste Band nunmehr in einer zweiten vollständig
neubearbeiteten ergänzten und erweiterten Ausgabe. Wegen des großen Umfangs der Neubearbeitung
war es angemessener eine Neuausgabe zu erstellen als die vorgenommenen Berichtigungen
Ergänzungen und Erweiterungen im Folgeband der Reihe nachzutragen. Gegenüber der Erstausgabe
von 1926 wurden den Brieftexten ein vollständiger wissenschaftlicher Apparat (der die
Überlieferungen Textvarianten Erläuterungen und die Vorbemerkungen zur Veranlassung und
biographisch-genetischen Einordnung der Briefe enthält) sowie alle Register und Verzeichnisse
(Personen Schriften Sachen Korrespondenten Fundorte Absendeorte Siglen und Abkürzungen)
beigefügt. Außerdem konnte die Zahl der Korrespondenten um 9 (Clüver Elsholz Herzog Ernst
August Hooke Horb Portner Ph. J. Spener Stensen Spitzel) die der Briefe um 26 vermehrt
so daß der Band nun 284 Briefe von 70 Korrespondenten enthält. Schließlich ist der Band mit
einem Vorwort und einer neuen Einleitung versehen worden. Insgesamt hat sich damit der Umfang
des Bandes um fast das Doppelte erweitert. Die sich nun - aufgrund der dem Band hinzugefügten
Untersuchungen und Erläuterungen - stärker in ihrer gegenseitigen Verflechtung darbietende
Korrespondenz läßt Leibniz' philosophische Entwicklung von seiner Studienzeit in Leipzig Jena
und Altdorf und der ersten beruflichen Tätigkeit in Mainz über seinen vierjährigen
Paris-Aufenthalt und die Anstellung am Hof von Hannover bis zum Winter des Jahres 1685 86
verfolgen in dem er mit dem Discours de métaphysique eine erste systematischen Zusammenfassung
seiner philosophischen Grundgedanken entwarf. Von der großen Spannbreite des Leibnizschen
Denkens zeugen u. a. die großen Briefwechsel mit seinem Lehrer Jakob Thomasius über
Aristotelische und moderne Philosophie mit Conring über juristische naturrechtliche und
erkenntnistheoretische Fragen mit dem Cartesianer Eckhard über den Cartesischen Gottesbeweis
mit Foucher über metaphysische Probleme mit dem Sekretär der Royal Society über die Grundlagen
der Physik und neue naturwissenschaftliche Entdeckungen mit den Jungius-Schülern Placcius und
Vagetius über Jungiana sowie wissenschaftstheoretische und juristische Fragen mit dem
Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels über theologisch-philosophische Themen und die Frage
seiner eigenen Konversion zum Katholizismus aber auch einzelne gewichtige Briefe wie die an
Hobbes Velthuysen Fabri sind zu nennen oder der erste Brief an Arnauld der ausführlich und
umfassend seine philosophisch-theologische Einstellung dokumentiert. Hierbei klingen alle
großen Themen seiner späteren Philosophie an wie die naturphilosophische Grundlegung der Physik
die Entwicklung eines anticartesischen Körperbegriffs und eines neuen Substanzbegriffs das
Projekt einer Scientia generalis und dazugehörigen Charakteristik die
wissenschaftstheoretische Grundlegung der Philosophie durch eine formale Logik und ein formales
Wahrheitskriterium schließlich auch Fragen zur natürlichen Theologie und zu einer Rechtsreform
und naturrechtlichen Begründung des Rechts. Die Veröffentlichung des Zweiten Bandes der Reihe
der den philosophischen Briefwechsel von 1686 bis 1694 umfaßt wird unmittelbar folgen.