Jedem drängt sich die massive objektiv kaum zu bezweifelnde und sogar anschaulich gegebene
Gewissheit ins Bewusstsein einst geworden und daher nicht immer schon gewesen zu sein und
einmal zu vergehen das heißt nicht unbegrenzt weiterexistieren zu können. Dennoch gibt es in
der gesamten Philosophie und Wissenschaftsgeschichte europäischer Prägung kaum eine andere dem
Thema Werden und Vergehen in seiner ganzen Ausdehnung gewidmete Abhandlung die diesen der
Natur so tief eingewurzelten Sachverhalt einer philosophischen Analyse und wissenschaftlichen
Beschreibung zugänglich macht. Das erste Buch erörtert Gegebenheit und Begriff der
unterschiedlichen Arten von Vorgängen (nämlich von Werden und Vergehen gegenüber bloßer
Veränderung Wachstum und Vermischung) das zweite Buch dagegen handelt von der Verursachung
der Vorgangsart des Werdens und Vergehens und ihren Bedingungen. Aristoteles ist es gelungen
eine unter philosophischem Aspekt heute noch lehrreiche wissenschaftliche Erkundung
theoretische Beschreibung und ursächliche Erklärung des Werdens und Vergehens sowie seiner
allgemeinen und speziellen Rahmenbedingungen vorzulegen auch wenn in der konkreten
Ausgestaltung das meiste davon auf völlig falschen Prämissen über die Natur des Universums
beruht. Textgrundlage für die Übersetzung ist Harold H. Joachims zuerst 1922 erschienene
Oxforder Standardausgabe des griechischen Textes (Aristotle On Coming-To-Be & Passing-Away).
Die Textgestalt im einzelnen wurde durchgehend verglichen mit der rezenten Ausgabe des
griechischen Textes von Marwan Rashed (Paris 2005) und war vor diesem Hintergrund an vielen
Stellen neu zu beurteilen was in nicht wenigen Punkten zu stets kenntlich gemachten
Abweichungen von Joachims Vorlage geführt hat. Die Übersetzung folgt nach Möglichkeit
zeilengetreu ihrer griechischen Vorlage und versucht die karge bis abweisende Sprachdiät des
Originals nicht durch reichhaltigeren und geschliffenen Ausdruck im Deutschen auszugleichen
sondern vielmehr auch in der Übersetzungssprache spürbar zu halten. Auf diese Weise wird die
Durchsichtigkeit von Struktur und Duktus des Gedankens weitgehend so wie im Griechischen
bewahrt. Der Grund für die Bemühung um eine möglichst genaue Abbildung des Originals in einer
anderen Sprache liegt darin dass die deutsche Werkausgabe ohne den griechischen Text auskommen
muss und dennoch eine wissenschaftlich zureichende Grundlage für die Interpretation des
aristotelischen Gedankens bieten soll. Wünschenswert ist außerdem dass Leser die nicht
genügend des Griechischen mächtig sind nicht nur zuverlässig über den Sinn des Originals
orientiert sondern instand gesetzt werden auch an der weltweit ausgedehnten
Forschungsdiskussion mit gewisser Urteilsfähigkeit teilzunehmen. Da in dieser
Forschungsdiskussion über Aristoteles sehr oft die Berufung auf einzelne Begriffe oder
bestimmte Wendungen eine wichtige Rolle spielt sollte die Übersetzung nach Möglichkeit den
tatsächlichen Wortbestandwiderspiegeln den der griechische Originaltext bietet.