Das antike Syrien stellt einen geographisch und kulturell äusserst elastischen Begriff dar. In
diesem Grossraum waren ausser dem heutigen Syrien weite Gebiete der südöstlichen Türkei der
ganze Libanon Israel Palästina und ein Teil Jordaniens enthalten. Die römischen Machthaber
begegneten einem bunten Flickenteppich phönizischer und griechischer Stadtstaaten einerseits
jüdisch-palaestinensischer und nabatäischer Fürstentümer andererseits. Die Provinzialherrschaft
war häufig spannungsreich etwa von blutigen jüdischen Protestrevolten begleitet. Die Kontrolle
eines derart enormen Gebiets wurde nicht nur durch militärische Mittel sondern auch durch die
administrative und territoriale Gliederung zu erzielen versucht. In verschiedenen
Quellengattungen aus dem Untersuchungszeitraum (1. Jh. v. Chr. bis 3. Jh. n. Chr.) beziehen
sich verschiedene Gebietsnamen auf Syrien: Syria Phoinikia Kommagene Iudaea Dekapolis
Koile Syria. Einige davon erscheinen in Inschriften römischer Gouverneure zur Umschreibung
ihrer Amtsbereiche etwa in der Form »Statthalter der Provinz Syria Phoenice Commagene«.
Handelt es sich dabei jeweils um Verwaltungsgebiete oder um Ethnien? Letztere ist die in der
Forschung gängige Sichtweise. Dem widerspricht dass sowohl der gesamte Amtsbereich syrischer
Gouverneure als auch nur seine Bestandteile offiziell als provinciae (lat. ) bzw. Eparchien
(griech.) bezeichnet wurden. Bei ihrer Provinzeingliederung deckten sich die einzelnen
Eparchien territorial mit Städtebünden koina (griech.) die sich zur Ausrichtung des
provinzialen Kaiserkults formierten. Eine systematische Untersuchung aller syrischen Gebiete
aus dem Blickwinkel der administrativen Geographie steht in der bisherigen Forschung noch aus.
Sie hilft territoriale Zusammenhänge aufzuzeigen zwischen römischer Verwaltung und regionaler
Selbstverwaltung.