Zum 100. Geburtstag: Die verstreuten weitgehend unbekannten Publikationen Ilse Aichingers in
einem Band Heiter und ohne Trost zornig und zärtlich zugleich: Ilse Aichingers Schreiben
bewegt sich von Anfang an in solchen Spannungsfeldern. »Aufruf zum Mißtrauen« versammelt über
100 Texte Ilse Aichingers die zwischen 1946 und 2005 in diversen Anthologien Zeitschriften
oder Tageszeitungen erschienen sind. Die Publikationen die zu Lebzeiten Aichingers keinen
Eingang in ihre Bücher gefunden haben lassen eine Autorin sichtbar werden die vom Essay bis
zum Gedicht von der Rezension bis zum Dialog ganz unterschiedliche Formen der
Auseinandersetzung erprobt und deren entscheidendes Motiv über Jahrzehnte hinweg das Misstrauen
geblieben ist: Misstrauen gegenüber der Welt gegenüber der Sprache und vor allem gegenüber
sich selbst. Zu entdecken ist dabei eine den Menschen zugewandte erstaunlich politische
Autorin die immer auf der Seite der Leidenden steht: der »Sieger im Schatten«.