Die überragende Bedeutung Martin Luthers für die Geschichte und Kultur der europäischen Neuzeit
sowie des Protestantismus ist unbestritten. An der Frage wie diese Bedeutung genauer zu
beschreiben sei scheiden sich jedoch die Geister. Dieser Umstand spiegelt sich in den höchst
unterschiedlichen Bezugnahmen auf die Theologie des Reformators in der Theologie seit der
Aufklärung. Während die einen die lutherische Reformation in einen engen Zusammenhang mit
Autonomie und Neuzeit rücken betonen andere die Differenz zwischen Luther und der modernen
Welt. An dieser Ambivalenz in der Beurteilung Luthers wird bereits deutlich dass die Bedeutung
des Wittenberger Reformators die Kategorie der Wirkungsgeschichte in gewisser Weise sprengt.
Geschichte und Kultur des Protestantismus lassen sich zu einem guten Teil als Geschichte der
Rezeption von Luthers Denken auffassen. Diese Einsicht bildet den Leitgedanken des vorliegenden
Bandes. Die darin versammelten zehn Studien untersuchen die höchst differenzierte und komplexe
Wirkung und Rezeption Martin Luthers von der Aufklärung bis zum 20. Jahrhundert.