Der Begriff Kunstreligion ist seit seiner prominenten Formulierung in Schleiermachers Reden
über die Religion (1799) etabliert. Statt in Schleiermachers Theologie muss der Ursprung des
Konzepts jedoch in deren kunstphilosophischen Quellen gesucht werden: in der
Ent-Rationalisierung von Kunst im Rahmen der Autonomie-Ästhetik die das Schöne dem Numinosen
angleicht. Als zumindest partielles Äquivalent besitzt die Kunst die Fähigkeit traditionelle
Funktionen der Religion entweder zu usurpieren oder zu substituieren. Sie bedient sich daher
ähnlicher Vermittlungsinstanzen wie die Religion: Der Künstler profitiert vom Priester Heiligen
der Wissenschaftler Kritiker vom Theologen Mönch.Der erste von drei Bänden an dem
Literaturwissenschaftler aus Deutschland Italien und Frankreich mitarbeiten konzentriert sich
auf poetologisch-ästhetische Diskussionen im Spannungsfeld der klassisch-romantischen
Kunsttheorien (von Baumgarten über Hamann bis Hegel) die das Schöne von gesellschaftlicher
Nützlichkeit entlasten. Zugleich befasst er sich in Fallstudien mit ersten Umsetzungen des
Konzepts u.a. in Wackenroder Tiecks Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders
Hölderlins Hyperion und E.T.A. Hoffmanns Jesuiterkirche in G.