Der Band Dichtung und Didaxe stellt anlässlich der Neuausgabe von Johannes Rothes Ritterspiegel
hg. von Christoph Huber und Pamela Kalning (de Gruyter 2009) die Frage nach lehrhaftem
Sprechen in der deutschen Literatur des Mittelalters. Als umfangreichste ritterliche
Standeslehre des Mittelalters die eine Vielzahl von Quellen rezipiert und verarbeitet bietet
der Ritterspiegel ein Paradebeispiel der Verbindung von Dichtung und Didaxe. Ausgehend davon
werden grundlegende Aspekte lehrhaften Sprechens in zentralen Texten des 12. bis 15.
Jahrhunderts beleuchtet. In den 30 Beiträgen renommierter internationaler Germanisten werden
Texte vom Minnesang bis hin zu Rechtsbüchern vom Tristan Gottfrieds von Straßburg bis zur
spätmittelalterlichen Erbauungsliteratur auf ihre Lehrhaftigkeit hin untersucht und in ihrer
didaktischen Strategie neu positioniert so kehrt das lange vernachlässigte Genre der
Lehrdichtung in den wissenschaftlichen Diskurs zurück. Darüber hinaus eröffnet der Band eine
grundlegend geänderte Sichtweise auf die Funktionszusammenhänge mittelalterlicher deutscher
Literatur und entwirft ein konsistentes Gesamtbild der Literatursituation des ausgehenden
Mittelalters.