Peter Weiss' dreibändiger Roman Die Ästhetik des Widerstands (1975-1981) entwirft eine
ästhetische Theorie die den Auftrag zur Erinnerung an die Opfer des Faschismus zusammenbringt
mit der Reflexion auf Grenzen wie Möglichkeiten künstlerischer Annäherung an das Unsagbare
nationalsozialistischer Verbrechen. Die vorliegende Studie untersucht Weiss' Roman Fluchtpunkt
(1962) vor dem Hintergrund dieser Ästhetik und geht der Frage nach inwieweit sich bereits in
der Prosa der 60er Jahre Frühformen der späteren ästhetischen Theorie identifizieren lassen.
Schon Fluchtpunkt erweist sich als Werk das Fragen nach einer erinnernden Poetik des Fragments
und nach der Eigenverortung des politischen Kunstwerks zwischen avantgardistischer Kunst der
Teilhabe und ästhetizistischer Unzugehörigkeit diskutiert. Fluchtpunkt wird somit als früher
Entwurf einer Theorie erkennbar die sich im Rahmen literarischer Erinnerungsarbeit kritisch
vor dem Hintergrund des Zivilisationsbruchs verortet und wesentliche Elemente von Peter Weiss'
späterem Projekt einer widerständigen Ästhetik erprobt.