Die vorliegende Studie erschließt erstmals umfassend den Zurechnungsbegriff in Kants
praktischer Philosophie. Ein Zurechnungsurteil bringt zum Ausdruck dass eine Handlung auf den
freien Willen einer bestimmten Person zurückgeführt wird. Zurechnung ist ein zentraler Begriff
des Rechts und von grundlegender Bedeutung für unsere alltägliche Praxis wenn wir andere
Personen loben tadeln oder dankbar sind.Eine fundamentale Relevanz des Zurechnungsbegriffs
zeigt die Autorin auch für Kants praktische Philosophie auf. Ausgehend von Kants Definition des
Zurechnungsbegriffs in der Metaphysik der Sitten wird deutlich wie Zurechnung mit anderen
zentralen Begriffen von Kants Handlungs- und Moraltheorie verknüpft ist: sowohl für die
Auflösung der Freiheitsantinomie als auch für den Begriff der Person als freiem moralischem
Subjekt und Träger eines Gewissens ist Zurechnung ein Schlüsselbegriff. Am Leitfaden des
Zurechnungsbegriffs entsteht ein differenziertes Bild der praktischen Philosophie Kants das
diese auch aus heutiger Sicht attraktiv und tragfähig erscheinen lässt. In systematischer
Hinsicht schlägt die Arbeit einen Bogen zu aktuellen Debatten und zeigt dass Kants Theorie in
zentralen Punkten anschlussfähig ist.