Ist die Kunstreligion am Ausgang des 20. Jahrhunderts - nach kritischer Philosophie und
Dekonstruktion - überhaupt noch möglich? Inwiefern hat sich die offensichtliche Rückkehr des
Religiösen in den öffentlichen Diskurs auch literarisch ausgewirkt: in Romanen und Erzählungen
Lyrik und Reisebeschreibungen ebenso wie in Feuilleton-Diskussionen Opern und performances?Im
Anschluss an die beiden vorangegangenen Aufsatzbände zum Ursprung des Konzepts um 1800 und
seiner Radikalisierung nach 1850 wird nun die Vielfalt kunstreligiöser Motive und Formen um
2000 anhand repräsentativer Werke dokumentiert. Unzweifelhaft klaffen Religion und Ästhetik
zumeist auseinander und das Kunsterlebnis tritt an die Stelle religiöser Erfahrung ohne dass
das jeweilige Werk dabei notwendig sakralisiert würde.Selbst in negativer Gestalt kommt überall
die ungebrochene Virulenz des romantischen Programms zum Tragen Kunst in der Erscheinungsweise
von Religion zu praktizieren.