Mit einem Anteil von knapp 23 % war Erdgas 2016 nach dem Mineralöl der zweitwichtigste
Primärenergieträger in Deutschland und übertraf damit noch den Gesamtwert der Kohle. Dennoch
ist Erdgas bislang von der wirtschafts- und unternehmenshistorischen Forschung völlig
unbeachtet geblieben. Die vorliegende Studie untersucht die Geschichte der Ruhrgas AG zwischen
ihrer Gründung Mitte der 1920er Jahre und ihrer Integration in den E.ON-Konzern 2013.
Entstanden im Kokereigaszeitalter zum Aufbau einer deutschlandweiten Ferngasversorgung
erreichte die Ruhrgas dieses Ziel nach Beginn des Erdgaszeitalters in den 1960er Jahren. Nach
der langjährigen Marktführerschaft in Deutschland wurde das Unternehmen nun zur zentralen
europäischen Größe. Es initiierte den europäischen Erdgasverbund und trug mit dem Import
sowjetischen Erdgases maßgeblich zur Entspannungspolitik im Ost-West-Konflikt bei. Damit galt
die Ruhrgas bis zum systematischen Bedeutungsverlust durch die Energiemarktliberalisierung der
vergangenen zwei Jahrzehnte als Synonym für die Gaswirtschaft überhaupt. Das Buch beleuchtet
erstmals eingehend die Geschichte des Unternehmens und der Branche im 20. und 21. Jahrhundert
und schließt damit ein bedeutendes Desiderat.