Das Speculum universale des Radulfus Ardens gilt als der umfangreichste Entwurf einer
theologischen Ethik im 12. Jahrhundert. Es bietet eine integrale Gesamtschau der menschlichen
Tugenden. Besondere Beachtung verdient das Konzept der Komplementärtugenden das der Autor
weitgehend eigenständig entwickelt hat. Er geht dabei davon aus dass keine Tugend für sich
alleine steht sondern stets auf ihren Gegensatz bezogen werden muss um sich in rechter Weise
ausprägen zu können. In der vorliegenden Untersuchung wird die Bedeutung dieses
Strukturprinzips am Beispiel der affektiven Tugenden in den Büchern 11 und 12 herausgearbeitet.