Die Arbeit widmet sich der Frage wie eine Beschreibung von Marktszenen in vormoderner
Literatur zu leisten ist ohne diese im Spiegel moderner wirtschaftswissenschaftlicher
Grundannahmen zu verallgemeinern. Der Begriff der Wirtschaft wird daher weitestgehend vermieden
zugunsten der begrifflichen Schärfung des 'Merkantilen' als konkret fassbare Sphäre
spezifischer Praktiken. In Kapiteln zu einzelnen Lexem wird die semantische Einbettung und
Metaphorizität solch merkantil relevanter Begriffe erörtert um in den Analysen von acht
mittelhochdeutschen Einzeltexten (Der Marktdieb Die zwei Märkte Der Krämer Der Pfaffe Amis
Josefsgeschichte in der Weltchronik des Johans von Wien Flore und Blanscheflur Der guote
Gêrhart Die Rittertreue (Der dankbare Wiedergänger) das Moment des Merkantilen besonders in
seiner narratologischen aber auch in seiner metaphorischen Dimension herauszuarbeiten. Die
Ergebnisse der Arbeit zielen somit auf das allgemeinere Phänomen wie eine latent teleologische
Beschreibungssprache in diesem Fall die der Wirtschaftsgeschichte semantisch und
praxeologisch dekonstruiert werden kann um ein Beschreibungsinstrumentarium zu liefern dass
merkantile Erzählszenen in ihrer Eigenlogik abzubilden vermag.