Die Forschung liefert Hinweise darauf dass mehrsprachige Kinder verschiedener Erwerbstypen
Kasusmarkierungen unterschiedlich verwenden. Diese Hinweise werden im Rahmen einer
Längsschnittstudie überprüft die Kasusmarkierungen im Russischen und im Deutschen bei simultan
und sukzessiv bilingualen Vorschulkindern (Alter: 4 0-5 6) mit unauffälliger und auffälliger
Sprachentwicklung untersucht. Der Studie liegt die Annahme zugrunde dass die Realisierung
einer Phrasenstruktur und deren Kasusmarkierung von verschiedenen Faktoren abhängt die in
einer engen Wechselwirkung mit den sprachlichen Fertigkeiten des Kindes stehen. Die Ergebnisse
zeigen dass bei den simultan und sukzessiv bilingualen Kindern mit einer unauffälligen
Sprachentwicklung die Verwendung der Kasusmarkierungen im Russischen miteinander vergleichbar
und weitgehend zielsprachlich ist im Deutschen hingegen gibt es deutliche Differenzen zwischen
den Gruppen die jedoch nur quantitativer Art sind. Die Kinder mit einer auffälligen
Sprachentwicklung unterscheiden sich von den typisch entwickelten Kindern in beiden Sprachen
sowohl in Bezug auf die Realisierung der Phrasenstrukturen als auch auf deren zielsprachliche
Kasusmarkierung. Die Studie belegt dass Faktoren wie die Komplexität der zu markierenden
Phrasenstruktur ihr Verwendungskontext der Grad der Automatisierung der notwendigen
Sprachverarbeitungsprozesse sowie der Transfer aus der einen in die andere Sprache die
Verwendung der Kasusmarkierungen beeinflussen. Dieser Einfluss variiert je nach Gruppe und
Sprache und ist auf den Erwerbs- und Sprachentwicklungstyp zurückzuführen.