Unzuverlässiges Erzählen wird in der Narratologie hochfrequent diskutiert - dennoch besteht
immer noch kein Konsens darüber wie das Konzept definiert werden soll und welche Spezifika bei
seiner Anwendung beachtet werden müssen. Durch die unübersichtliche Forschungssituation und die
fehlenden Kriterien für einen Vergleich der Theorien verliert das Unzuverlässigkeitskonzept
seine analytische Nützlichkeit. Um diesen Problemen zu begegnen liefert diese Arbeit erstmals
einen ausführlichen systematisch-vergleichenden Überblick über bisherige
Unzuverlässigkeitstheorien. Dabei werden bestehende Definitionen unzuverlässigen Erzählens
gegenübergestellt definitorische Unklarheiten behoben Typologien analysiert und die
spezifischen Anwendungsbedingungen untersucht. Schließlich wird unter Rekurs auf existierende
Unzuverlässigkeitstheorien definitionstheoretische Kriterien und literaturwissenschaftliche
Nützlichkeitserwägungen eine robuste Explikation unzuverlässigen Erzählens vorgeschlagen. Der
vorliegende Band dient so zum einen als Nachschlagewerk zur narratologischen
Unzuverlässigkeitsdebatte zum anderen liefert er ein gut handhabbares und heuristisch
nützliches Analyseinstrumentarium für den Phänomenbereich unzuverlässigen Erzählens.